Die Deutsch-französische Gesellschaft Bremen (DFG) hatte für den 12.03.2019 zur Lesung aus dem Stück Topaze von Marcel Pagnol (MONS Verlag, Übersetzung Wolfgang Barth) in den Bremer Literaturkeller (das „kleinste Theater der Welt“) eingeladen.
Die 20 Plätze waren mit Mitgliedern und Freunden der DFG vollständig besetzt. Bénédicte Barth, die Vorsitzende der DFG Bremen, eröffnete den Abend. Benedikt Vermeer (Theatergründer, Direktor und Schauspieler), Caroline Zinsser und Dr. Peter Hinrichs stellten in einer eindrucksvollen Lesung das Stück vor, über das im Anschluss engagiert diskutiert wurde.
Die Hauptakteure des Abends: Herr Benedikt Vermeer, Caroline Zinsser, Dr. Peter Hinrichs.
Ich danke Herrn Vermeer, der die Gäste begeisternd durch das Theaterstück führte, und Caroline Zinsser und Peter Hinrichs für die wunderbare Lesung. Herzlichen Dank auch an die DFG für die Organisation dieses schönen Abends.
Herr Benedikt Vermeer in seinem außergewöhnlichen Theater.
Gracia María Morales Ortiz wurde 1973 in Motril (Andalusien) geboren.
Sie studierte an der Universität Granada und erhielt im Jahr 2003 den Premio Extraordinario de Doctorado für ihre Dissertation in Hispanistik über José María Arguedas und Julio Cortázar (Arguedas y Cortázar: dos búsquedas de una identidad latinoamericana).
Ab März 2003 lehrte und forschte sie als Professorin an der Universität von Jaén. Gegenwärtig Dozentin an der Universität Granada. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt auf der spanischsprachigen Literatur Lateinamerikas des 20. Jahrhunderts, der zeitgenössischen Prosa sowie dem spanischsprachigen Theater Lateinamerikas.
Gracia Morales entwickelte kontinuierlich die eigene schriftstellerische Arbeit weiter. Sie hat bereits mehrere lyrische und dramatische Texte veröffentlicht, für die sie eine Vielzahl von Preisen erhalten hat, und arbeitet auch als Schauspielerin.
Eine wichtige Konstante in ihrem dramatischen Werk ist die Erinnerung. Daher treten in ihren Werken häufig Stimmen aus der Vergangenheit in Erscheinung und verschaffen sich auf der Bühne Gehör.
Theatertexte von Gracia Morales wurden in mehrere Sprachen übersetzt und bereits in über fünfzehn Ländern weltweit, vor allem in Europa und Lateinamerika, zur Uraufführung gebracht.
Sie gehörte im Jahr 2000 auch zu den Gründungsmitgliedern der Theaterkompanie Remiendo Teatro in Granada und erteilt dort u.a. Unterricht in zeitgenössischerDramatik und szenischem Schreiben.
Etwas ausführlicher auf Spanisch:
Nace en Motril (Granada) en 1973. Es doctora en Filología Hispánica por la Universidad de Granada, en donde trabaja actualmente como profesora de Literatura hispanoamericana y española. También ha ejercido como docente en la Universidad de Jaén. Su tesis doctoral, titulado Arguedasy Cortázar: dos búsquedas de una identidad latinoamericana, obtuvo el Premio Extraordinario de Doctorado.
Gracia Morales es cofundadora de la compañía granadina Remiendo Teatro (creada en 2000), que hasta ahora ha llevado a escena nueve espectáculos a partir de textos suyos y donde, en ocasiones, ejerce también como actriz y ayudante de dirección. Su faceta de autora dramática le ha permitido participar en numerosos encuentros y coloquios, en España y el extranjero, publicar trabajos de investigación e impartir distintos talleres de escritura teatral, nacionales e internacionales.
Es autora, entre otras, de las siguientes obras, todas ellas estrenadas y editadas: Vistas a la luna (1998), Interrupciones en el suministro eléctrico (1999), Formulario quinientos veintidós (1999), Prolegómenos (2000), Quince peldaños (2000), 9.15: Martínez Ruiz (2001), Como si fuera esta noche (2002), Un lugar estratégico (2003), Un horizonte amarillo en los ojos (2003), Ya ti, ¿qué te da miedo? (2006) (teatro para niños), A paso lento (2007) y NN 12 (2008), Entre puertas y paredes. Arquitectura de una vencidad (2009), De aventuras (2010), (teatro para público infantil), Bailes de salón (2012), El caso Garay (2012), La grieta, entre animales salvajes (encolaboración con Juan Alberto Salvatierra, 2015) y La primera noche de los niños-pájaros (2018) (teatro para público infantil). Además, ha publicado varias piezas cortas y ha participado en varios proyectos colectivos, como en La orillaperra del mundo (2005), Puertas cerradas (2005), Heridas (2008), Los martes de Caronte (2016) o Planeta vulnerable (2017). Algunas de sus obras se han traducido al francés, inglés, alemán, portugués, húngaro, italiano, rumano o persa, y muchas de ellas se han dado a conocer en Hispanoamérica, Estados Unidos y Europa, mediante distintas puestas en escena.
Como autora teatral, en 2000 obtuvo el Primer Premio en el Certamen Internacional de Teatro Breve Fundación Ciudad de Requena (con Formulario quinientos veintidós) y el Premio Marqués de Bradomín (con Quince peldaños); en 2003 consigue el Premio Miguel Romero Esteo (con Un lugar estratégico); en 2008, el premio SGAE de Teatro con NN 12; en 2011 el premio SGAE de Teatro infantil y juvenil, con De aventuras y en 2016 el premio Lorca de Autoría teatral (con La grieta, entre animales salvajes, escrita en colaboración con Juan Alberto Salvatierra).
Gracia Morales también escribe poesía; en este ámbito, ha dado a conocer el cuaderno Ocho poemas para andar por casa (2000) y los libros Manual de corte y confección (2001), De puertas para dentro (2004), con el que obtiene el Premio de Poesía del Zaidín Javier Egea,La voz en pie (2014) y Del hogar y sus mudanzas (2018).
Teilnahme an der XVII SEMANA INTERNATIONAL DE LA DRAMATURGIA CONTEMPORÁNIA in Mexico 2019; Foto: Facebook, Gracia María Moral
Im Mittelpunkt des Stückes NN 12 von Gracia Morales steht die gerichtsmedizinische Untersuchung eines in einem Massengrab gefunden Skelettes mit dem Ziel seiner Identifizierung. Zeit und Ort sind nicht eindeutig festgelegt. Sie können jedem Land im Kriegszustand oder unter den Bedingungen einer Diktatur zugeordnet werden, in dem es „Verschwundene“ gibt. Dass aber erst vor wenigen Jahren in Spanien damit begonnen wurde, Massengräber aus der Franco-Diktatur zu öffnen, in denen noch mehr als 100 000 nichtidentifizierte Opfer ruhen, legt den Bezug zu dieser Epoche der jüngeren europäischen Geschichte nahe.
Auf der Bühne treten vier Personen auf: Die GERICHTSMEDIZINERIN leitet die Untersuchung. NN 12, die nicht identifizierte Tote, die von den anderen Personen nicht wahrgenommen wird, nimmt Stellung, berichtet und interagiert. ESTEBAN, ihr Sohn, erfährt, wer seine Mutter und sein Vater waren und was geschah. Der ÄLTERE MANN, dessen Bedeutung für NNs Schicksal nach und nach klar wird, ist weiterhin der Meinung, dass das Geschehene notwendig war.
Das Stück strukturiert sich ausgehend von der Handlung in der Pathologie durch die Nutzung zweier Spiel-Räume auf der Bühne und deren unterschiedliche Beleuchtung: den Bereich des ÄLTEREN MANNES und den der PATHOLOGIE. Gegenwärtige Handlungsorte werden so gleichzeitig oder abwechselnd sichtbar, und durch die Zunahme und Abnahme des Lichtes und die Vergrößerung der ausgeleuchteten Zonen treten Handlungsabschnitte in denVordergrund. ESTEBAN bewegt sich an beiden Orten. NN 12 kann beide Räume und dabei den des ÄLTEREN MANNES immer mehr einsehen und äußert sich zu allem. Sie tritt dabei am Ende in einen Dialog mit dem ÄLTEREN MANN, der sie jetzt hören kann.
Über die voranschreitenden Untersuchungsergebnisse, die Ausweitung der Handlungsräume über die Bühne hinaus durch Einblendung aktueller und vergangener Bilder, das Lesen von Briefen, besonders aber durch die Aussagen NNs über die Gespräche der Toten untereinander und die erlebten Vorgänge vor ihrer Erschießung ergibt sich ein vielschichtiges Bild, das Vergangenheit und Gegenwart ineinander aufgehen lässt, das Geschehene vollständig rekonstruiert und die Identität NNs und die Herkunft ESTEBANS Zug um Zug klärt. Wenn das Opfer NN 12 am Ende bei verlöschendem Licht, nun mit ihrem richtigen Namen und dankbar für die Ergebnisse der Ermittlungen, wieder ins Dunkel des Todes versinken kann, bleiben Täter und Sohn übrig. Die GERICHTSMEDIZINERIN aber öffnet eine neue Kiste, um die Identität eines weiteren Skelettes herauszufinden.
Der Aufbau des vielschichtigen Bildes führt zu immer größerer Vertrautheit der Rezipienten mit den Protagonisten. Sie erleben, geführt durch die GERICHTSMEDIZINERIN, Leid und Hoffnung der Patricia Luján Alvares mit ̶ der sogar der Name genommen wurde und die Marlene (Dietrich) und schließlich NN 12 im Massengrab sein musste – und empfinden tiefe Sympathie und Mitleid. Die Grausamkeit der Vorgänge, die Verlorenheit und Verzweiflung des Sohnes, der nicht erfahren durfte, wer seine Eltern waren, und die unverfrorene Selbstgerechtigkeit eines der Täter werden sichtbar.
Es entsteht ein Urteil, das die Autorin an keiner Stelle selbst ausspricht. Wenn dadurch die Vergangenheit nicht ungeschehen gemacht werden kann, so leistet das Stück doch in der Fiktion sowie die Bemühungen der Aufarbeitung in der Realität einen Beitrag zur Wahrheitsfindung, zum Brechen des Schweigens und zum Ende der Angst.
Authentizität, die Eigenschaft, wahrhaftig, sich selbst, menschlich und solidarisch zu sein, fehlt Paul-Denis. Weil er aber merkt, dass er moralisch in gefährlicher Weise verrottet, möchte er sie, anstatt sich selbst darum zu bemühen, von anderen Menschen, die darüber verfügen, „absaugen“, damit das Risiko, „arm zu sein oder abgelehnt zu werden“ bei den anderen verbleibt: „Notfalls zahle ich [dafür] was“. Auch Victoire, Paul-Denis‘ Frau, denkt pragmatisch. Für den Sohn Guillaume, der entgegen ihrer Erwartung nicht Dichter geworden ist, sondern ebenfalls nur ans Geldverdienen denkt, hat sie eine praktische Lösung: „Er muss weg.“ Paul-Denis‘ Idee, dies zu vermeiden, indem er zwei Schlägertypen anheuert, die Guillaume in einem Intensivverfahren zum Dichten bringen sollen, führt zum Erfolg, aber zu einem anderen als erwartet: Was Guillaume nun formvollendet dichtet, ist inhaltlich abzulehnen, denn es ist nicht „angenehm.“ Schlimmer noch: Er kann mit dem Dichten nicht mehr aufhören und wird zur Gefahr für die elterliche Weltsicht und Lebensweise. Es bleibt nur die ursprünglich ins Auge gefasste Lösung.
Die in diesem Stück vorgeführte Welt ist seltsam kalt und leer. Wenn Victoire sich am Telefon beim Hundezüchter beschwert, der ihr statt des reinrassigen Rauhaardackels einen „Weichhaardackel“ verkauft hat, der in keine Kategorie passt und deshalb keinenWettbewerb gewinnen kann, wenn sie ausführlich und begründet darlegt, dass sie für alle Menschen außer sich selbst nur verachtendes Mitleid empfinden kann und deshalb lieber mit ihren Hunden redet, wenn auch der Nachbar schließlich Paul-Denis‘ Authenzitäts-Auflademethode übernimmt, sich aber niemals öffentlich dazu bekennen würde, dann scheinen Dinge des Lebens verhandelt zu werden. In Wahrheit aber geschieht einfach nichts. Auch das auf den jeweils persönlichen Vorteil ausgerichtete Verhältnis zwischen Paul-Denis und Victoire, die nur die gemeinsame Verachtung für den Sohn eint, der wie sie geworden ist, entbehrt jeden positiven Gefühls oder Wertes. Paul-Denis scheint im diplomatischen Umgang mit Victoire einzig und allein darauf bedacht, keinen Fehler zu begehen. Hier interagieren Schablonen. Am menschlichsten wirken noch die beiden Schläger, die im Umgang mit ihrem Zögling durchaus Empathie an den Tag legen, wenn es dem Auftrag dient.
Die Darstellung dieser Welt ist entgegen aller Erwartung entwaffnend komisch. Das pragmatische Handeln und Denken der Protagonisten nach dem Vorteilsprinzip ist so überraschend und verblüffend direkt, dass man sich immer wieder und bei vielen Details in hohem Maße amüsiert. Dies ist das Merkmal der guten Komödie: Humor und Komik entlarven im Gelächter die Welt, deren Zustand einem das Blut in den Adern gefrieren lässt.
Was hat Guillaume denn nun eigentlich gedichtet? Wir erfahren es nicht, unsere Neugier trifft auch hier auf eine Leerstelle. Wir wissen nur, dass es den allgemeinen Erwartungen der Protagonisten in hohem Maße widerspricht, und dies erscheint angesichts ihrer Beschaffenheit als Trost. Guillaume ist nicht mehr der vom Beginn des Stückes. Er ist jetzt Dichter. Wir wissen, dass er dem Geschmack des Mainstream geopfert werden soll. Wenn er sich im Schlussbild grün und blau geschlagen mit seinen Texten in der Hand schweigend dem Publikum zuwendet, kommt einem unwillkürlich das „Ecce homo“ des Pontius Pilatus in den Sinn.
„Marcel Pagnol ist in Frankreichund Deutschland vor allem wegen seiner Romanfolge Eine Kindheit in der Provence und der Theaterstücke der Marseille-Trilogie bekannt. Unmittelbar stellen sich Bilder des Sommers und der Sonne der Provence ein. Wenige wissen, dass der Erfolg und die weltweite Bekanntheit des Autors mit der Uraufführung seines Theaterstückes Topaze am Théâtre des Variétésin Paris am 11. Oktober 1928 ihren Anfang nahmen.
Anlass der Lesung ist die Neuübersetzung desTopaze im Auftrag des MONS-Verlages Berlin durch Wolfgang Barth, ehemals Lehrer des Kippenberg-Gymnasiums, Fachberater Französisch Bremen und jetzt Literaturübersetzer. Durchgeführt wird sie mit Unterstützung des Institut français von Mitgliedern und Freunden der DFG Bremen und des Übersetzers, der eine Einführung geben und durch die Lesung führen wird.
Topaze, Musterbeispiel eines französischen Grundschullehrers, scheitert im ersten Teil des durchweg humorvollen Stückes an den eigenen hehren Moralvorstellungen. Im zweiten Teil kommt er als Strohmann eines korrupten Stadtrates zur Einsicht, dass es sich durch Geschäfte im großen Stil weitaus besser leben lässt. Der Verweis auf die Verwicklung von Geschäftsinteressen und Politik gibt dem Stück aktuelle Bedeutung.“
Die Mitglieder des Leseteams Regina Auf dem Berge [Suzy Courtois], Jenny Bücking [Ernestine Muche], Bernd Gruschwitz [Régis Castel-Bénac], Dr. Peter Hinrichs [Tamise], Yannik Jégo [Panicault], Markus Steinhoff [Topaze], André Tabourot [Muche] und Caroline Zinsser [Regieanweisungen] vermittelten einen lebendigen Eindruck von diesem Stück. Durch die Lesung führte Wolfgang Barth.
Ca. 30 Gäste waren anwesend an diesem schönen Sommerabend.
EMA, TOM UND DAS TATTOO [HÉMATOME(S)] de Stéphane Bientz
Sur la plage, Tom « la frousse » avec son bâton „Sureau“ rencontre Ema « l’Hermétique » avec sa poupée « Tatou ». Il attend Dilo la sauvage qui est partie explorer le Creux du Diable, sur l’île en face, une grotte, à ciel ouvert, dans laquelle l’eau s’engouffre quand la mer monte et qu’on ne peut joindre que par le chemin dangereux d’un banc de sable. Tom tombe amoureux d’Ema et aimerait bien devenir son ami. Dilo qui domine et malmène Tom voit en Ema une rivale et s’interpose. Les lieux d’action sont la plage, l’école et l’île.
Un mystère sombre flotte autour d’Ema. Avec son père, elle habite la maison au sommet du rocher sur l’île; elle ose à peine s’exprimer, semble oppressée et porte des habits de laine en plein été. En cours de sport, elle refuse d’enlever ses vêtements et elle en est dispensée après intervention du père. Ema cherche le contact avec Tom et Dilo mais rentre toujours rapidement sur son île. Son père lui interdit de jouer avec ses amis, et bientôt on ne la voit plus du tout à l’école, ce qui inquiète profondément Tom. Par hasard, près des rochers de la mer, il tombe sur Ema qui est complètement désespérée et physiquement défaite. Il promet de lui rendre visite le lendemain.
Tom demande à Dilo de l’accompagner dans cette aventure dangereuse. Quand ils frappent à la porte de sa maison, le père leur signifie de retourner chez eux : Ema est partie chez sa mère, une actrice connue, pour l’accompagner lors des tournages, dit-il. Mais Tom et Dilo retrouvent Ema dans une galerie souterraine bourrée d’or et de bijoux. Le père arrive sous les traits d’un terrible dragon qui veut reprendre ses droits sur son trésor le plus précieux qui est Ema et dont le corps est constellé d’hématomes.
Tom s’enfuit et tombe dans l’eau tourbillonnante du Creux du Diable. En se noyant il passe dans un monde sous-marin miraculeux. Il sera sauvé par l’Esprit du Corail qui lui dit qu’il peut libérer Ema en lui jouant un air de cent dix notes sur une flûte qu’il aura taillée dans son bâton Sureau. Tom et Dilo ont raison du dragon qui reprend la forme du père et se retrouve en prison. La mère revient vivre à la maison pour y rester et protéger désormais Ema. Les enfants se sont retrouvés dans une amitié profonde. Un tatouage au cou d’Ema, trace du dernier hématome sur son corps, rappelle qu’il faudra encore travailler les traumatismes produits par le pouvoir néfaste du père sur la fille.
La pièce parle d’amitié, de rivalité, de la lutte des enfants pour l’amour entre eux, et elle montre les manières différentes d’y parvenir: la force combative et l’action ou le langage sensuel et la poésie. Mais au centre se trouve le rapport de violence du père avec la fille. Avec l’aide de ses amis, Ema y échappe. Elle fait l’appel de détresse.[1] La violence n’est pas décrite concrètement, elle ne blesse pas les spectateurs par un réalisme insupportable, mais elle va, au contraire, directement dans la peau par l’image. Les petits enfants verront un conte de fées saisissant et y retrouveront des éléments connus. Les plus âgés et les jeunes adultes, suivant leurs expériences, donneront une autre interprétation à ce qu’ils voient et vivront une toute autre pièce.
Par le système de métaphores et d’images pleines de poésie et d’imagination, le rythme, les vers et les couplets en rimes et assonances et les jeux de mots, le spectateur est transporté dans un monde de rêve chargé de signification, d’expression et de suspense. On vit la recherche des enfants d’eux-mêmes et de l’autre, la naissance de l’amitié et de l’amour, la jalousie, la dispute, la peur, l’espoir, la menace et la défense. Cela aide à la compréhension: Tout finira bien. Le monde peut être compliqué, dangereux et blessant jusqu’à menacer l’existence même. Mais on peut réussir la vie, et elle est belle. Pour cela il est important de ne pas rester seul. Les enfants ont besoin de cette consolation.
Tom „Angsthase“ mit seinem Stock „Holunder“ trifft Ema, „die Zugenähte“, mit ihrer Puppe „Tatou“ am Strand, wo er auf Dilo, die Verwegene, wartet, welche die Teufelslochinsel erkundet, die ihren Namen von einer Höhle mit Zugang zum Meer hat und nur bei Ebbe auf gefährlichem Wege über die Sandbank erreicht werden kann. Tom verliebt sich in Ema und möchte ihr näher kommen. Dilo beherrscht und drangsaliert Tom, sieht eifersüchtig Ema als Rivalin und stellt sich zwischen die beiden. Handlungsorte sind der Strand, die Schule und die Insel.
Um Ema gibt es ein dunkles Geheimnis. Sie wohnt mit ihrem Vater in einem Haus auf der höchsten Stelle der Insel, spricht kaum, scheint bedrückt und trägt im Sommer dicke Wollsachen. Der Vater lässt sie vom Sportunterricht, in dem sie sich nicht entkleiden will, befreien. Ema sucht Kontakt zu Tom und Dilo, entzieht sich aber immer wieder und kehrt auf die Insel zurück. Als sie mit den beiden nicht mehr spielt, weil der Vater es verboten hat, und schließlich überhaupt nicht mehr in der Schule erscheint, verfällt Tom in Verzweiflung. Er trifft Ema zufällig bei den Felsen am Meer völlig verängstigt und zerrüttet und verspricht ihr, sie am nächsten Tag in ihrem Haus auf der Insel zu besuchen. Tom wagt dies nur, weil er Dilo überreden kann, ihn bei diesem gefährlichen Abenteurer zu begleiten. An der Haustür schickt derVater sie weg: Ema ist zu den Dreharbeiten ihrer Mutter, einer berühmten Schauspielerin, gefahren. Tom und Dilo schenken der Aussage keinen Glauben und finden Ema in einem unterirdischen Gewölbe voll Gold und Schmuck. Der Vater naht in Gestalt eines fürchterlichen Drachens, der seinen wertvollsten Schatz, Ema, deren Körper überall von blauen Flecken gezeichnet ist, wieder in seine Gewalt bringen möchte.
Bei der Flucht stürzt Tom in das tosendeWasser des Teufelslochs. Er landet ertrinkend in einer sagenhaften Unterwasserwelt und erfährt vom Korallengeist, der ihn rettet, dass er Ema befreien kann, wenn er aus „Holunder“ eine Flöte schnitzt und eine Melodie mit einhundertzehn Tönen spielt. Tom und Dilo besiegen schließlich den Drachen, der, nun wieder in der Gestalt des Vaters, im Gefängnis landet. Die Mutter kehrt zurück, bleibt dauerhaft bei Ema und beschützt sie. Die Kinder haben in tiefer Freundschaft zueinander gefunden. Vom Trauma, das noch überwunden werden muss, zeugt als Spur des letzten blauen Flecks ein Tattoo am Hals Emas.
Das Stück handelt von Freundschaft, Rivalität und Ringen um Zuneigung der Kinder zueinander in romantisch-poetischer und handlungsorientiert-grober Variante. Im Mittelpunkt steht die traumatisch belastete Beziehung Emas zu ihrem Vater. Mit Hilfe der Freunde kann Ema den Notruf (110) absetzen, dem Gewaltverhältnis, das bildhaft deutlich, aber nie in realer, verletzender Ausführung gezeigt wird, entkommen und mit dessen Verarbeitung beginnen. Kleinere Kinder werden das Stück als spannendes Märchen erleben und typische Muster wiederfinden. Ältere Kinder und junge Erwachsene weisen vor ihrem Erfahrungshintergrund Bildern und Handlung eigene Bedeutungen zu und kommen zu einer anderen Lesart.
Die fantasievoll-poetische, dichte Metaphorik, der Rhythmus, gereimte und assonierende Repliken und vielschichtige Wortspiele versetzen Leser und Zuschauer in eine bedeutungs- und wirkungsintensive, fesselnde Traumwelt. Die zaghafte Zuwendung der Kinder zueinander, Entstehung von Freundschaft und Liebe, Eifersucht, Streit und Zwist, Angst, Hoffnung, Bedrohung und deren Abwehr werden miterlebt. Dies führt zu Verständnis und spendet Trost: Alles wird gut werden. Die Welt mag kompliziert, bedrohlich und gefährlich verletzend sein. Das Leben kann aber gelingen und ist schön, wenn man nicht alleine bleibt. Kinder brauchen diesenTrost.