Der/die Morbier. Kommissar Vieuxloup rollt einen alten Fall neu auf.

Der/die Morbier. Ein Kriminalfall. Wer ist das Opfer? Die Standuhr „le morbier“ oder der Käse „le morbier“? Auf der Suche nach der Identität des Opfers rollt Kommissar Vieuxloup einen alten Fall neu auf.

(Az., auch mit den umfangreichen und tiefgründigen Ergebnissen der Vorermittler*innen: https://dict.leo.org/forum/viewUnsolvedquery.php?idForum=14&idThread=802972&lang=de&lp=frde#followup=7 )

Am Tatort aufgefunden ein einziger Satz:

„Elle venait de voir le cadavre du morbier éventré allongé sur le sol“
[Da sah sie, hingestreckt auf dem Boden, die Leiche der/ des aufgeschlitzte/n Morbier]

Das kommt mir vor wie ein alter Kriminalfall, der nie aufgelöst und zu den Akten gelegt wurde. Ich möchte ihn neu aufrollen, denn es wurde ein wesentliches Indiz falsch (bzw. ohne dass dies zur Lösung führte) diskutiert. Wir haben von dem ganzen Fall ja nur einen Satz vorliegen. In diesem ist entscheidend „le“ Morbier. Aber nicht in dem Sinne, in dem das Indiz von den Vorgänger*innen diskutiert wurde (nämlich „le“ oder „la“ morbier?), sondern in dem Sinne, dass hier ein bestimmter und nicht ein unbestimmter Artikel steht, egal ob männlich oder weiblich. Es muss sich also um einen bestimmten Käse oder um eine bestimmte Standuhr handeln. „Bestimmt“ z. B.

1.) weil wir im weiteren Kontext, also vor oder nach der Textstelle etwas über den/die Morbier erfahren. Wird der/die Morbier zum Beispiel verbrannt? Riecht er/sie? Spielt er/sie eine Rolle für die weitere Handlung? Hat er/sie im Vorfeld eine Rolle gespielt? Der weitere Kontext wird also zeigen, ob es sich um einen Käse oder eine Standuhr handelt. Das Aufrollen des Falles erfordert in diesem Fall die Neuaufnahme der Recherche des weiteren Umfeldes.

2.) Wenn im weiteren Umfeld aber keinerlei Hinweis erfolgt, wenn wir also nur diesen Satz haben, muss es die Standuhr sein. Denn ein einmal aufgefundener Käse, der keine weitere Rolle spielt, müsste un morbier sein. Es ist ja kein bestimmter. Eine Standuhr in einer Wohnung kann aber sehr wohl le/la morbier sein: Es gibt in der Regel nur eine Standuhr in einer Wohnung, man findet also nicht eine Standuhr, sondern die Standuhr.

Der Fall scheint mir (fast!) gelöst:

Wenn noch ein Kontext vorzufinden ist, muss er untersucht werden. Die Zeugen (hier: der ursprüngliche erste Ermittler oder weitere Personen, die das Umfeld kennen) müssen erneut befragt werden. Wurde das Opfer namens Morbier vorher schon einmal gesehen? Spielte es eine Rolle? Wenn ja, werden wir zweifelsfrei wissen, ob es sich um einen Käse oder eine Standuhr handelt. Die Identität von „le morbier“ wäre geklärt.

Wenn aber kein Kontext und (was ich auf keinen Fall wünsche) kein Zeuge mehr vorhanden sind, müssen wir uns für die Standuhr als Opfer entscheiden, denn für sie gilt, dass sie es im vorgegebenen Satz als „le morbier“ , also als etwas Bestimmtes, auf jeden Fall sein kann. Der Käse könnte es nur dann sein, wenn er vorher schon einmal aufgefallen wäre, sonst wäre das kein bestimmter Käse. Da wir das aber nicht wissen, müssen wir uns mangels weiterer Beweise dafür entscheiden, dass die aufgeschlitze oder ausgeweidete Standuhr als Leiche auf dem Boden lag. Ihre Identität wäre im Indizienprozess, der ja immer auch einen bedauerlichen Restzweifel beinhaltet, geklärt. Manche neu aufgerollte Fälle sind zu alt. Das entscheidende Umfeld ist nicht mehr da.

Interessant übrigens, dass beide mögliche Opfer „morbier“ aus Morbier in der Franche-Comté kommen: „morbier“=“comtoise“; weiblich m.E. wegen „pendule comtoise“ „la pendule de Morbier“ nur im Ausnahmefall männlich / der Käse ist auf jeden Fall männlich („fromage de Morbier“). Dieses zweite Indiz würde eher für den Käse als Opfer sprechen, aber die Vorermittler*innen habe ja vollständig ausgelotet, dass es wegen des jeweils nachgewiesenen „le“ oder „la“ morbier keinen zwingenden Schluss gibt. War das Opfer nun männlich oder weiblich oder divers? Wir wissen es nicht und müssen es nicht wissen.

Bisschen schade. Ich hatte mir nämlich zuerst vorgestellt, wie es ist, wenn man beim Aufräumen auf einen uralten, vergammelten Morbier-Käse („cadavre“) stößt (beurk). Vergammelter Käse, ausgeräumte Standuhr, beides schöne, kaum mehr zu identifizierende Leichen. Der Käse ist allerdings aufregender. Aber wir wissen ja: die Fälle lösen sich nicht immer auf, wie die/der Kommissar*in sich das wünscht.

[Az. 24_09_28 Wolfgang Barth, www.vieuxloup.de ]

Première Veronika Boutinova, GARY IST KEIN COWBOY

Titelfoto Maximilian Westphal © Landesbühnen Sachsen
Veronika Boutinova, Gary ? Ce n’est pas un Cowboy ! ; pièce pour enfants, 2021; Übersetzung ins Deutsche: Gary ist kein Cowboy, Kindertheaterstück; © Wolfgang Barth, 13.05.2021; Rechte seit 25.08.2021 beim THEATERVERLAG HOFMANN-PAUL, Berlin Exposé
Alle Fotos auf dieser Seite (wenn nicht anders vermerkt) © Ulrike Hofmann-Paul
18. November 2022, Grundschule Oberlößnitz, Radebeul, Landesbühnen Sachsen, Premiere (DSE): 

Veronika Boutinova, GARY IST KEIN COWBOY

Aus dem Französischen von Wolfgang Barth
Programmkarte Landesbühne Niedersachsen GARY IST KEIN COWBOY Vorderseite
Es spielt                                        Maximilian Westphal
Stimme                                           Franziska Till

Inszenierung                                     Steffen Pietsch
Ausstattung                                      Ralph Zeger
Bühnenbild                                       Maximilian Adler
Dramaturgie/Theaterpädagogik                     Annekathrin Handschuh
Regieassistenz/Soufflage                         Luise Waldmann

Aufführungsrechte bei Theaterverlag Hofmann-Paul, Berlin

Ton                                              Matthias Aps, Mike König
Technische Leitung                               Stephan Aleith
Vor der Premiere erklärt Regisseur Steffen Pietsch Autorin und Übersetzer, dass ihn das Stück schon bei der ersten Lektüre wegen seiner inhaltlichen Ausrichtung und sprachlichen Qualitäten fesselte. Johanna Jäger erläutert die theaterpädagogischen Gesichtspunkte.

Premiere in einer Grundschule? JA! Die Landesbühnen Sachsen, Deutschlands zweitgrößtes Reisetheater (Stammhaus Stadttheater Radebeul), spielen GARY IST KEIN COWBOY als Klassenzimmerstück. Die Aufführung am 18.11.2022 an der Grundschule Oberlößnitz ist der Anfang. Danach geht das Stück auf Reisen und wird Station in vielen weiteren Grundschulen machen. Bei der Premiere konnten die Autorin Veronika Boutinova, die Verlegerin Ulrike Hofmann-Paul und der Übersetzer Wolfgang Barth teilnehmen.

Der Schauspieer Maximiliam Westphal spielte das Stück meisterhaft. Seine schauspielerische Leistung schuf eine lebendige Einheit zwischen dem Stück und den direkt reagierenden Schülerinnen und Schülern im Klassenzimmer.

Pfeiltasten benutzen: Maximilian Westphal, Darsteller GARY, Landesbühnen Sachsen

Die Aufführung ist eingebettet in ein pädagogisches Konzept: Theaterpädagog*innen bereiten die Klassen vor und moderieren nach der Aufführung die Diskussionen zwischen den Kindern, den Schauspieler*innen und den am Theater Beteiligten.

Die Theaterpädagogin Johanna Jäger leitete nach der Aufführung professionell und einfühlsam die Diskussion. Die Autorin Veronika Boutinova (Calais, Frankreich) und der Übersetzer Wolfgang Barth (Bremen) konnten den Schüler*innen Rede und Antwort stehen. Die Verlegerin Ulrike Hofmann-Paul (Berlin) erklärte ihnen den langen Weg von der Entdeckung eines Stückes in Frankreich über die Übersetzung und den Verlag schließlich auf eine deutschsprachige Bühne. Da Frau Hofmann-Paul fotografierte, steht von ihr selbst bei der Premiere kein Foto zur Verfügung. Als Ersatz muss das Verlagslogo herhalten. Die Verlagsseite stellt Gary vor.

Ein Theaterstück ist das Ergebnis des Zusammenwirkens vieler Personen aus unterschiedlichen Bereichen.

Veronika Boutinova (Autorin), Wolfgang Barth (Übersetzer), Ulrike Hofmann-Paul (Verlegerin, hier Fotografin, nicht auf dem Foto), Steffen Pietsch (Inszenierung), Luise Waldmann (Regieassistenz), Maximilian Westphal (Darsteller),Johanna Jäger (Theaterpädagogin) und viele andere (nicht auf dem Foto).

Nach der Premiere

Die Premierenfeier fand im Stadttheater Radebeul statt. Ein liebevoll arrangiertes Detail nimmt den Namen des Titelhelden auf. Der Intendant, Herr Manuel Schöbel, der auch Gast der Premiere war, betont in seiner Ansprache die Bedeutung der Theaterpädagogik für die Landesbühne Sachsen (auf dem Foto neben ihm Franziska Till, die Stimme der Mediathekdirektorin Angela im Stück). Veronika Boutinova hat den (Cowboy)hut auf.

Was sagt das Publikum?

Herzlichen Dank der Klassenlehrerin. Sie hat uns Antworten der Schüler*innen auf die Fragen der Theaterpädagogin zur Verfügung gestellt.

Was stand am Anfang?

Veronika Boutinova hat Wolfgang Barth gefragt, ob er „Gary? Ce n’est pas un Cowboy!“ ins Deutsche übersetzten möchte. Beide haben sich vor Jahren im „Europäischen Netzwerk für Theater in Übersetzung EURODRAM“ kennengelernt und arbeiten seither immer wieder zusammen. Wolfgang hatte in Radebeul die Möglichkeit, das Netzwerk vorzustellen.

Die Autorin Veronika Boutinova und der Übersetzer Wolfgang Barth bedanken sich herzlich bei den Landesbühnen Niedersachsen, der Grundschule Oberlößnitz (und dort besonders der Klassenlehrerin, der Schulleitung und den so engagierten Kindern) und der Verlegerin Ulrike Hofmann-Paul.

Andere Premieren und Theaterereignisse

AZILYS TANNEAU: SANS MODERATION(S)

Photo © Max of pics
Azilys Tanneau, SANS MODERATION(S), Paris 2021, © Lansman Editeur, ISBN: 978-2-8071-0338-2; traduction du français vers l’allemand : maßlos [SANS MODERATION(S)], © Wolfgang Barth, 22 avril 2022; cession des droits pour la traduction depuis le 27 avril 2022 : DREI MASKEN VERLAG, München

La pièce
Quelque chose s'est brisé dans la mécanique bien huilée de la vie d'Alexa, modératrice de contenus pour un grand réseau social dont le fondateur semble visiblement dépassé par son succès.

Comment tenter d'expliquer qu'elle en arrive à cacher la nature de son travail à son nouveau compagnon et à virer elle- même dans une violence irrépressible ?

A travers des témoignages recueillis discrètement auprès des collègues d'Alexa, une journaliste accède - et nous permet indirectement d'accéder - à un monde confidentiel où l'exposition aux pires images de notre monde déforme les contours de l'acceptable, sur les écrans comme dans les pratiques de travail.

(Lansman Éditeur – quatrième de couverture de l’œuvre)

Ceci est bien le sujet de la pièce. Le moteur de son développement est la recherche éperdue d’amour dans ce monde devenu difficile surtout pour les plus faibles et vulnérables. Si le texte ne donne pas de solution, il nous montre quand même, dans le rapport avec « l’enfant », une direction possible à prendre.

(Wolfgang Barth – traducteur)
Azilys Tanneau
Azilys Tanneau est née à Châteauroux en 1996. Auteure de plusieurs textes dramatiques, elle est également scénariste et chargée de développement dans une boîte de production audiovisuelle.

Après des études à Sciences Po Paris, elle se forme à l'écriture au sein du master Scénario et Ecritures audiovisuelles de l'université Paris Nanterre, souhaitant donner forme à une passion qui l'accompagne depuis longtemps.

Elle écrit son premier texte, Te reposer, à 18 ans. Elle pensait qu'il dormirait pour toujours dans son ordinateur, mais c'était sans compter sur sa rencontre avec rémy Barché qui met la pièce en lecture publique à Théâtre Ouvert en 2018 dans le cadre du festival Zoom. elle écrit ensuite pour lui T'imagines ?, texte jeune public pour le dispositif "La cabane aux histoires" qui propose aux enfants des histoires sonores et visuelles. La pièce est montrée pour la première fois en 2019 à reims dans le cadre du festival Méli'Mômes. en 2020, elle imagine un Petit éloge du puzzle pour le festival en ligne "Le Privilège de t'embrasser" (créé par rébecca Déraspe et rémy Barché) et le lit lors d'une soirée à la Comédie de Reims avec Pauline Peyrade. 

(Emile Lansman, petite biographie antéposé à la pièce)
Azilys Tanneau sur son écriture et la traduction de SANS MODERATION(S)
J’ai l’impression d’être arrivée à l’écriture parce qu’il a longtemps été difficile pour moi de m’exprimer à l’oral. Mes premiers textes ont en commun des motifs d’incommunicabilité, d’incompréhension, d’absence aux autres ou de malentendus. L’écrit a toujours été, et est toujours pour moi, un pont dressé vers les autres, une façon de les interpeler et de leur demander : est-ce que pour vous aussi c’est comme ça, l’expérience d’être en vie ? Est-ce qu’on peut se retrouver sur cette question, sur ce sentiment, sur cette vision, sur cette angoisse ? Est-ce qu’on peut se parler cinq minutes ? Est-ce qu’on se comprend là-dessus ? Est-ce qu’on se comprend ?

Si je choisis d’aborder cette dimension ici, c’est pour tenter de décrire combien les discussions avec Wolfgang ont été l’une des plus belles choses que l’écriture ait faites pour moi. Ces échanges, par visio et dans un café à Paris, ont été les tous premiers relatifs à la traduction d’un de mes textes dans une autre langue. En soi, c’est déjà quelque chose de se dire qu’un travail solitaire trouve un écho ailleurs que dans son petit bout de monde et qu’il va voyager. Le traducteur est le relai indispensable entre soi et un autre territoire pas totalement atteignable, puisque n’utilisant pas la même langue.

Les échanges relatifs à certaines expressions, mots ou marqueurs culturels ont été passionnants. Mais ce qui m’a frappée, surtout, c’est d’entendre Wolfgang reformuler certaines idées pour s’assurer qu’il avait bien compris et de constater qu’effectivement, rien ne lui échappait, jusque dans les plis les plus discrets du texte. Entendre, dans la bouche de quelqu’un d’autre, les idées qui nous tenaient à cœur au moment de l’écriture parfaitement restituées, c’est extrêmement émouvant. Ça a trait à l’empathie, la capacité à rentrer dans la tête de l’autre, qui est pour moi l’une des plus belles qualités humaines et une forme d’intelligence dont, dans un monde idéal, on userait en toutes circonstances. Et surtout, se sentir compris, c’est déjà alléger un peu le paquet de cailloux dont chacun hérite à la naissance et au fil de la vie.

Même si la pièce était déjà publiée en France et avait reçu plusieurs distinctions, je continuais de douter de certains points. Les discussions avec Wolfgang, sur le fond comme sur la forme, m’ont permis d’y voir plus clair, de confirmer certains choix et de donner de l’aplomb à d’autres. J’ai découvert qu’un traducteur n’est pas seulement le transmetteur d’un texte d’une langue à une autre. Il peut être aussi, comme pour Wolfgang avec moi, un passionné qui donne confiance à l’autrice qu’il traduit. Je lui serai pour toujours reconnaissante que nous nous soyons aussi simplement, aussi fondamentalement compris.

Azilys Tanneau, Paris, le 18 mai 2022
Extrait (Version originale, pages 8 et 9)

Tu sais
Ici c’est pas du genre à te dérouler le tapis rouge
A sortir les courbettes, la fanfare et tout le tintouin
Ici c’est pas fait pour toi
Ici c’est un environnement hostile
Traversé de dangers et de questions sans fin qui te
cognent dans la tête et te donnent envie de tout faire
cesser d’un coup sec
Une fois que t’es monté dedans t’as plus le choix
Faut affronter
Comme dans les montagnes russes tu sais
Quand tu es monté dans le manège c’est fini
Tu es assis sur ton siège
Les portes se verrouillent et la barre de métal à laquelle
tu vas te cramponner se referme sur toi au ralenti
Tu as le temps de voir venir ta connerie
Le bruit des roues sur les rails commence à résonner
Tacatac tacatac tacatac
Dans un roulement continu
Les petits chariots montent une pente dont tu n’aperçois
pas le bout
Sur le moment c’est plutôt agréable tu peux voir tout le
parc
C’est un panorama auquel tu n’aurais pas eu droit si tu
n’avais pas eu le courage d’accepter le défi
C’est plutôt plaisant mais tu sens la connerie arriver
Tu sens que le pic va bientôt être atteint et que sous tes
yeux se déroulera
La pente abrupte
La descente d’organes
Il y a un point d’équilibre et puis tout bascule
Tout s’inverse
D’un coup sec et ça c’est très puissant
Et là tu n’as plus qu’à prier pour que ton coeur ne lâche
pas
Ou pour crever sur place sur ton siège sans douleur
Voilà tu vois ici c’est un peu comme un manège à
sensations trop fortes
Une fois que t’es monté tu dois attendre que le tour soit
fini pour pouvoir redescendre
Si tu descends avant la fin tu t’exposes à des situations
plutôt scabreuses
A y réfléchir tu n’as pas d’autre choix que de ne jamais
renoncer
Ici c’est un jeu aux règles obscures et incompréhensibles
auquel tout le monde accepte malgré tout de jouer
Sans sourciller apparemment de l’extérieur
Parfois tu ne comprends pas comment font les autres
pour accepter ces règles
Pour accepter de ne pas comprendre et tu te sens exclu
Parfois au contraire tu es au centre
En plein milieu d’une partie
Et tu t’éclates
Tu prends ton pied
Tu oublies même que tu es dans un jeu à durée limitée
Voilà c’est ça
Au début surtout c’est super
Et après ça se gâte

portraits
liste des traductions

Azilys Tanneau: maßlos [SANS MODERATION(S)]

Foto © Max of pics
Azilys Tanneau, SANS MODERATION(S), Paris 2021, © Lansman Editeur, ISBN: 978-2-8071-0338-2; Übersetzung aus dem Französischen ins Deutsche: maßlos [SANS MODERATION(S)], © Wolfgang Barth, 22. April 2022; Rechte seit 27.04.22022 beim DREI MASKEN VERLAG, München

Das Stück
In Alexas Leben erleidet die Routine einen Bruch. Sie ist Content-Moderatorin bei einem großen sozialen Netzwerk, dessen erfolgreiche Entwicklung dem Gründer über den Kopf wächst.

Wie kann man erklären, dass sie die Art ihrer Arbeit vor ihrem neuen Lebensgefährten verheimlicht und selbst den Weg  unkontrollierbarer Gewalt einschlägt?

Durch die im Vertrauen gesammelten Aussagen von Alexas Kollegen erhält eine Journalistin (und erhalten indirekt auch wir) Zugang zu einem geheimen Territorium, in dem die Content-Moderator:innen den schlimmsten Bildern unserer Welt ausgesetzt sind, die die Grenzen des Ertragbaren sowohl auf den Bildschirmen als auch in der Arbeitspraxis verschieben.

(Herausgeber Lansman Éditeur auf der vierten Umschlagsseite)

Damit ist die Thematik des Stückes gut beschrieben. Seine treibende Kraft liegt darüber hinaus in der verzweifelten Suche nach Liebe in dieser besonders für die Schwachen und Verwundbaren schwieriger gewordenen Welt. Der Text gibt keine Lösung, deutet aber über die Figur des „Kindes“ sehr wohl eine mögliche Richtung an.

(Übersetzer Wolfgang Barth)
Azilys Tanneau
Azilys Tanneau wurde 1996 in Châteauroux geboren. Sie ist Autorin mehrerer Theatertexte, Drehbuchautorin und Entwicklungsbeauftragte in einer audiovisuellen Produktionsfirma.

Zur akademischen Vervollständigung ihrer langjährigen Leidenschaft absolviert sie nach ihrem Studium an der Eliteuniversität Sciences Politiques in Paris einen Masterstudiengang für Drehbuchautor:innen und Audiovisuelle Darstellung an der Universität Paris Nanterre.

Ihren ersten Text, Te reposer, schreibt sie mit 18 Jahren. Sie war davon ausgegangen, dass er für immer in ihrem Computer schlummern würde, hatte aber nicht mit Rémy Barché gerechnet, der das Stück 2018 im Rahmen des Festivals Zoom im Théâtre Ouvert bei einer öffentlichen Lesung vorstellt. Danach schreibt sie in seinem Auftrag das Jugendstück T'imagines? für "La cabane aux histoires", ein Unternehmen, das sich auf Hörbücher und Videofilme für Kinder spezialisiert hat. Das Stück wird 2019 in Reims im Rahmen des Festivals „Méli'Mômes“ erstmals gezeigt. 2020 folgt für das Online-Festival "Le Privilège de t'embrasser" (gegründet von Rébecca Déraspe und Rémy Barché) Petit éloge du puzzle. Gemeinsam mit Pauline Peyrade liest die Autorin den Text bei einer Soirée der Comédie de Reims.


(Emile Lansman, kurze Autorinnenbiografie vor dem Stück)
Azilys Tanneau über ihr Schreiben und die Übersetzung von SANS MODERATION(S) [ÜBER ALLE MAßEN] (Übersetzung W. B.) 
Ich glaube, ich bin zum Schreiben gekommen, weil es für mich lange Zeit schwer war, mich mündlich auszudrücken. Etwas nicht mitteilen zu können, nicht zu verstehen, für andere unerreichbar zu sein oder falsch verstanden zu werden sind Motive meiner ersten Texte. Die Schriftform war für mich immer eine Brücke zu den anderen, und so ist es geblieben. Eine Möglichkeit, sie anzusprechen und zu fragen: Ist das für euch auch so mit der Erfahrung, dass man lebt? Können wir uns über eine Fragestellung, ein Gefühl, eine Sichtweise, eine Angst verständigen? Können wir fünf Minuten miteinander reden? Sind wir uns darüber einig? Sind wir uns einig? 

Ich spreche von diesem Zusammenhang, weil ich versuchen möchte zu beschreiben, dass die Diskussionen mit Wolfgang zum Schönsten gehören, wozu ich über das Schreiben gekommen bin. Dieser Austausch per Video und in einem Café in Paris war der erste über die Übersetzung eines meiner Texte in eine andere Sprache. Es ist schon für sich genommen etwas Besonderes, wenn man feststellt, dass eine einsam geleistete Arbeit jenseits des eigenen kleinen Stückchens Welt auf Resonanz stößt und sich auf die Reise begibt. Der Übersetzer ist der unverzichtbare Vermittler zwischen einem selbst und einem fremden Territorium, das nicht vollständig erreicht werden kann, weil man sich nicht derselben Sprache bedient. 

Bestimmte Ausdrücke, Wörter oder kulturelle Eigenheiten zu besprechen war faszinierend. Am meisten verblüffte mich jedoch, dass ich, wenn Wolfgang bestimmte Gedanken noch einmal selbst formulierte, um sicherzugehen, dass er sie richtig verstanden hatte, feststellte, dass ihm tatsächlich bis in die letzten Verästelungen des Textes nichts entging. Wenn Ideen, die einem beim Schreiben am Herzen lagen, in den Worten eines anderen perfekt ausgesprochen werden, ist dies sehr bewegend. Es hat etwas mit Empathie zu tun, mit der Fähigkeit, sich in den Kopf des anderen zu begeben. Für mich eine der schönsten menschlichen Eigenschaften und eine Form der Intelligenz, die man in einer idealen Welt ständig nutzen würde. Und vor allem: Wenn man sich verstanden fühlt, wird die Last der Steine, die jeder bei der Geburt und im weiteren Verlauf des Lebens übernimmt, ein wenig geringer.

Obwohl das Stück in Frankreich schon veröffentlicht worden war und mehrere Auszeichnungen bekommen hatte, zweifelte ich immer noch an einigen Punkten. Die Diskussionen über Sinn und Form haben mir geholfen, klarer zu sehen, einige Entscheidungen zu bestätigen und andere stärker zu betonen. Ich entdeckte, dass ein Übersetzer nicht nur der Übermittler eines Textes von einer Sprache in eine andere ist. Er kann auch, wie Wolfgang mir gegenüber, mit seinem begeisterten Engagement der Autorin, deren Text er übersetzt, Vertrauen geben. Ich werde ihm immer dafür dankbar sein, dass wir uns so einfach, so grundlegend verstanden haben.

Azilys Tanneau, Paris, 18. Mai 2022
Auszug (Übersetzung, Seiten 6 und 7)

Weißt du
Hier rollt man dir keinen roten Teppich aus
Niemand verbeugt sich es gibt keine Musikkapelle und den ganzen Klimbim
Dies hier ist nichts für dich
Dies hier ist eine feindliche Umgebung
Voller Gefahren und endloser Fragen die dir im Kopf hämmern sodass du am liebsten alles mit einem harten Schlag beenden würdest
Wenn du einmal eingestiegen bist hast du keine Wahl mehr
Du musst dich der Sache stellen
Wie in der Achterbahn weißt du
Wenn du in die Manege gestiegen bist gibt es kein Zurück
Du sitzt auf deinem Platz
Die Türen schließen sich und die Metallstange an der du dich festklammern wirst legt sich in Zeitlupe um dich
Du hast Zeit zu erkennen auf welchen Wahnsinn du dich eingelassen hast
Das Geräusch der Räder auf den Schienen setzt ein
Takatak takatak takatak
In ununterbrochener Folge
Die kleinen Wagen fahren eine Steigung hinauf deren Ende du nicht siehst
Im Augenblick ist das eigentlich schön du kannst den ganzen Park sehen
Dieses Panorama wäre dir nicht geboten worden wenn du nicht den Mut gehabt hättest dich auf das Wagnis einzulassen
Das ist eigentlich angenehm aber du ahnst dass der Wahnsinn gleich losgeht
Du ahnst dass gleich der Gipfel erreicht ist und du
Den steilen Abhang hinunterstürzen wirst
Deine Organe nicht nachkommen werden
Ein Punkt des labilen Gleichgewichts und schon kippt alles
Alles kehrt sich um
Mit einem harten Schlag das ist gewaltig
Und dann bleibt dir nur noch zu beten dass dein Herz nicht aussetzt
Oder dass du auf deinem Sitz ohne Schmerzen krepierst
Siehst du dies hier ist ein wenig wie eine Achterbahn zu starker Gefühle
Wenn du einmal eingestiegen bist kannst du nur noch warten bis es vorbei ist und du wieder aussteigen kannst
Wenn du vorher aussteigst ist das extrem gefährlich für dich
Genau genommen hast du keine andere Wahl als alles zu akzeptieren
Dies hier ist ein Spiel mit unklaren und unverständlichen Regeln bei dem dennoch alle mitspielen
Von außen betrachtet anscheinend ohne mit der Wimper zu zucken
Manchmal verstehst du nicht wie die anderen es schaffen diese Regeln zu akzeptieren
Zu akzeptieren dass sie es nicht verstehen und du fühlst dich ausgeschlossen
Manchmal aber bist du im Gegenteil mittendrin
Absolut mittendrin in einer Partie
Und du hast einen Riesenspaß
Du genießt es
Du vergisst sogar dass du ein Spiel von begrenzter Dauer spielst
So ist das
Vor allem am Anfang ist es toll
Und dann wird es immer schlimmer

Porträts
Übersetzungen

Laurent Contamin [F]

Le Dramaturge Laurent Contamin  Photo © François Louchet

Laurent Contamin écrit

          

J’écris comme je respire, sans vraiment y penser. J’écris comme j’ai envie, au gré des envies ou des commandes, un peu en dilettante. Je marche dans la forêt de la parole, dans les futaies des situations, des histoires, les taillis des rires, des étonnements, des colères. Je n’ai pas de chemin tracé. Une trentaine de pièces, pourtant, si je ne me trompe pas, sont publiées à ce jour. Dans des registres pluriels, chez des éditeurs différents, pour des publics hétéroclites, sur des thématiques polychromes. La seule constante est peut-être que j’interroge le monde comme il va, à travers les trajectoires de mes personnages – mais bon, c’est sans doute le fondement même du théâtre, ça.

Difficile de me mettre dans une case : je présente mes sincères excuses aux journalistes, critiques et universitaires. Aux amateurs de chapelles et de réseaux. Moi, en tout cas, ça m’amuse de savoir que mes pièces peuvent être entendues aussi bien dans des théâtres comme la Comédie française ou le Théâtre du Rond-Point, à Paris, sur France Culture, que dans des centres socio-culturels de banlieue ou des foyers ruraux de villages reculés. Qu’elles sont jouées par des professionnels et des amateurs. Des adultes, des ados, des enfants. Il y en a pour tous les goûts – et moi, je saute de case en case. J’aime aller sur des terrains autres que le théâtre de texte, aussi, pour découvrir comment ça parle, là : la marionnette, le cirque, la danse, la radio, le langage visuel, la performance de rue… Et je publie des recueils de poésie, de nouvelles, de contes. Je furète, je randonne.

La parole, j’aime la porter, aussi, avec mon corps, la transmettre. Qu’elle me traverse. Acteur, c’est mon premier métier. De théâtre, essentiellement. Une dizaine de mises en scène à mon actif, aussi – pas seulement mes textes, mais aussi Shakespeare, Musset, Sarraute, Schisgal… Depuis quelques années, je vais raconter des histoires directement chez les gens – dans leur maison, leur grange ou leur jardin, dans des médiathèques, des écoles ou des bars à vins, avec trois fois rien – j’adapte des auteurs que j’aime : Arseniev, St-Exupéry, Kleist, Rilke, Claudel… une sorte de colporteur, de veillée en veillée. Pour moi, tout ça (écrire, jouer, mettre en scène, rencontrer), c’est la même chose : je travaille la parole et la parole me travaille.

Je suis d’un tempérament indépendant – je crois que j’aime la liberté, au fond. C’est pourquoi, même si je travaille de temps en temps au sein d’équipes ou d’équipe­ments culturels avec lesquels se nouent des collaborations fécondes (compagnies théâtrales, résidences territoriales, théâtres – le Théâtre Jeune Public de Strasbourg, par exemple), même si j’ai toujours plaisir à transmettre (sous forme d’ateliers d’écriture ou de cours d’art dramatique), j’en reviens toujours, entre deux escales, deux projets, deux rencontres, à mes balades en solitaire dans la forêt de la parole, au gré de mes envies, comme je respire.

Laurent Contamin, Paris, 18 février 2022

retour: traductions  portraits  site Laurent Contamin

Le texte

Laurent Contamin, Le soleil de Moses, théâtre pour enfants/jeune public © Les Cygnes Paris 2021, ISBN : 978-2-36944-366-7; Übersetzung aus dem Französischen ins Deutsche: Moses die Sonne, Kinder und Jugendtheaterstück; © Wolfgang Barth, 18 février 2022

Extrait:

Séquence 5

Distribution libre. Au public.

Ce gamin
Comment dire
Ce bébé
C’était une évidence que
On n’a pas réfléchi, en fait
Moses
La question s’est même pas posée, voilà
C’était naturel
Oui, voilà : naturel
Le petit Moses
On pouvait pas juste ne rien faire
Juste on pouvait pas
Instinctif
Ni le laisser courir le moindre risque
S’en remettre à la police, à des organismes,
Des administrations
Le laisser se perdre dans le grand labyrinthe…

Après, en y réfléchissant, oui
Peut-être qu’il y aurait eu d’autres solutions
Mais là
Dans l’instant
Moses
Dans l’urgence
Ce gamin, on voulait
On voulait qu’il soit bien
Calme et heureux
Juste ça
C’était comme un petit roi

Un petit roi tombé du ciel dans le chalet de Kim
Il nous souriait
Un sourire tellement grand
On voyait plus ses yeux quand il riait
C’était comme un soleil quand il riait
On oubliait tout le reste
Y avait plus que Moses qui souriait

Le sourire de Moses
Le soleil de Moses
Ce soleil-là, on voulait pas l’éteindre
L’étouffer dans le grand labyrinthe
La machine administrative
Qui sait ce qu’il serait devenu
On voulait le faire durer, le sourire de Moses
Un soleil qui durerait toute la vie de Moses
C’est pour ça
Pour le soleil de Moses
C’est pour ça qu’on a fait ce qu’on a fait.

Photo © François Louchet  site éditions les Cygnes  site Laurent Contamin

Laurent Contamin [D]

Der Dramatiker Laurent Contamin  Foto © François Louchet

Laurent Contamin über sich selbst

[Übersetzung: Wolfgang Barth]                                                     

Ich schreibe, wie ich atme, ohne wirklich darüber nachzudenken. Ich schreibe, wie es mir einfällt, nach Lust und Laune oder auf Auftrag, ein bisschen, wie es sich ergibt. Ich bewege mich im Wald der Sprache, im Hochwald der Situationen, der Geschichten, im Unterholz des Lachens, des Staunens, des Zorns. Ich folge keinem vorgezeichneten Weg. Dennoch wurden bis heute, wenn ich mich nicht irre, ungefähr dreißig Stücke veröffentlicht. In verschiedenen Zusammenhängen, bei mehreren Verlagen, für sehr unterschiedliches Publikum, zu Themen vielfältiger Couleur. Die einzige Konstante liegt vielleicht darin, dass ich den Lauf der Welt durch die Wege, die meine Figuren einschlagen, hinterfrage – aber das ist ja wahrscheinlich die Grundlage jeden Theaters.

Ich transportiere und übertrage die Sprache auch gerne mit meinem Körper. Sie soll durch mich hindurchgehen. Schauspieler ist mein erster Beruf. Vor allem im Theater. Ich habe auch ungefähr zehn Stücke inszeniert – nicht nur die eigenen Texte, auch Shakespeare, Musset, Sarraute, Schisgal… Seit einigen Jahren erzähle ich Geschichten direkt bei Leuten zu Hause – in ihrem Haus, ihrer Scheune oder ihrem Garten, in Mediatheken, Schulen oder Weinstuben, mit minimaler Ausstattung – ich adaptiere Autoren, die ich liebe: Arseniev, St-Exupéry, Kleist, Rilke, Claudel… wie ein Hausierer wandere ich von Aufführung zu Aufführung. Für mich ist das alles (schreiben, spielen, inszenieren, Menschen treffen) dasselbe: Ich arbeite am Wort und das Wort arbeitet an mir.

Ich bin ein unabhängiger Geist – im Grunde liebe ich wohl einfach die Freiheit. Dies ist der Grund, warum ich, auch wenn ich gelegentlich in Teams oder mit Kultureinrichtungen arbeite, woraus sich fruchtbare Kooperationen ergeben (Theatergruppen, regionale Schreibresidenzen, Theater – z. B. das Théâtre Jeune Public in Straßburg), auch wenn es mir Freude macht, in Schreibwerkstätten und Schauspielkursen etwas zu vermitteln, immer wieder zwischen zwei Ruheetappen, zwei Projekten, zwei Begegnungen auf meine einsamen Streif­züge nach Lust und Laune durch den Wald der Sprache zurückkomme, so wie ich atme.

Laurent Contamin, Paris, 18. Februar 2022

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Der Text

Laurent Contamin, Le soleil de Moses, théâtre pour enfants/jeune public © Les Cygnes Paris 2021, ISBN : 978-2-36944-366-7; Übersetzung aus dem Französischen ins Deutsche: Moses die Sonne, Kinder und Jugendtheaterstück; © Wolfgang Barth, 18.02.2022

Auszug:

SEQUENZ 5

Freie Rollenverteilung. Zum Publikum.

Dieses Kind
Wie soll ich das sagen
Dieses Baby
Das war ganz selbstverständlich, dass
Wir haben überhaupt nicht überlegt, also
Moses
Die Frage hat sich nicht mal gestellt, so
Das war einfach natürlich
Ja, genau: natürlich
Der kleine Moses
Wir konnten nicht einfach nichts machen
Das konnten wir einfach nicht
Instinktiv
Ihm durfte auf keinen Fall was passieren
Ihn der Polizei überlassen, irgendwelchen Ämtern
Behörden
Damit er sich da im großen Labyrinth verliert…

Wenn man jetzt darüber nachdenkt, ja
Vielleicht hätte es auch andere Lösungen gegeben
Aber da
In dem Augenblick
Moses
In diesem Notfall
Dieses Kind, da wollten wir
Wir wollten, dass es ihm gut geht
Dass man ihn in Ruhe lässt, dass er glücklich ist
Ganz einfach

Er war wie ein kleiner König
Ein kleiner König, der aus dem Himmel in Kims Hütte gefallen war
Er lächelte uns an
Mit einem so großen Lächeln

Man konnte seine Augen nicht mehr sehen, wenn er lachte
Wenn er lachte, war das wie eine Sonne
Alles andere verschwand
Da war nur noch Moses und sein Lächeln

Moses‘ Lächeln
Moses die Sonne
Diese Sonne wollten wir nicht auslöschen
Sie nicht im großen Labyrinth ersticken
Im Verwaltungsapparat
Wer weiß, was aus ihm geworden wäre
Wir wollten, dass Moses weiter lächelt
Moses sollte eine Sonne bleiben
Sie sollte sein ganzes Leben lang scheinen
Deshalb
Wegen Moses‘ Sonne
Deshalb haben wir das gemacht.

Foto © François Louchet Verlag Les Cygnes  Homepage Laurent Contamin

Ali Chahrour, THE LOVE BEHIND MY EYES – Kunstfest Weimar 21

Alle Fotos dieser Seite © Candy Welz. Europäische Erstaufführung am 28.08.21 beim Kunstfest Weimar 2021: Ali Chahrour, »The love behind my eyes«, Choreographie. 

وا حبيبي

Übersetzung aus dem Französischen ins Deutsche / Translation from French to German / Traduction du français vers l'allemand: Wolfgang Barth

Übersetzung aus dem Arabischen ins Französische und Englische/ Translation from Arab to French and English /Traduction de l'arabe vers le français et l'anglais : Chadi Aoun

Arabischer Text / Arab texte / Texte arabe: Volkstümliches altes arabisches Weihnachtlied / Popular old Arab Christmas carol / Vieille chanson de Noël populaire arabe

 

Oh meine Liebe

Oh meine Liebe, oh meine Liebe
Wie bist du geschunden
Es weint, wer dich ansieht in deiner Not
Du ein und einziger Erlöser
Oh meine Liebe, welches war dein Verbrechen
Sodass das Gericht dich bestraft
Schimpf und Schande dein Lohn
Und niemals heilende Wunden

Als im dunklen Obstgarten des Nachts
Der Heiland sich niederwarf
Betete das Universum
Zu dem, der den Gebeten Sinn gab
Die Olivenbäume wehklagten
Die Lippen bewegten sich in flehender Fürbitte
O meine Liebe, warum wirst du gehen?
Ist alle Treue vertan?

Oh meine Liebe, lass in uns fließen
Sturzbäche von Tränen
Vergehen das Herz in lodernden Flammen
Gebrochen vom Unglück und zermalmt
Ob der Sünden, die schwere Wunden dir schlugen
Unheilbar und für alle Zeit
Oh könnten wir doch in unseren langen Nächten
Unsere Verfehlungen unter Tränen bekennen
Die Liebe hat dich zu mir geführt
Und du hast die Last des Kreuzes getragen
Du hast das Schicksal des Todes für mich erlitten
Oh könnte ich doch mein Leben durchwandern
Eingetaucht in einen weiten, lebendigen Strom
Mich verzehren im Gehorsam deiner Verkündigung
Die Mysterien deiner erhabenen Erlösung erfahren

Oh meine Liebe, oh meine Liebe
Wie bist du geschunden
Es weint, wer dich ansieht in deiner Not
Du ein und einziger Erlöser
Oh meine Liebe, welches war dein Verbrechen
Sodass das Gericht dich bestraft
Schimpf und Schande dein Lohn
Und niemals heilende Wunden

وا حبيبي 

وا حبيبي وا حبيبي
أيُّ حالٍ أنت فيه
من رآكَ فشجاكَ
أنت أنت المُفْتَدِي
وا حبيبي أيَّ ذنبٍ
حَمَّلَ العدْلُ بَنِيه
فَأَثابُوكَ جِراحاً

حين في البستان ليلاً
سَجَد الفادي الإله
كانت الدنيا تصلّي
كانت الدنيا تصلّي
شجرُ الزيتونِ يبكي
وتناديه الشِفاه
وا حبيبي كيف تَمضي
أترى ضاعَ الوفاء

وا حبيبي أَجْرِ فينا
سَيلَ دَمْعٍ مُنْهَمِر
يَلْتَظُ القلبَ بنارٍ
حزنُ قلبٍ منكسر
لخطايا جَرَّحَتْكَ
بِعُقوقٍ مُسْتَمِر
ليتنا طولَ الليالي
نَدَماً نَهْمَى الدِّمَاء
قادكَ الحبُّ إليَّ
فتقلّدْتَ الصليب
وتحمَّلت لأَجلي غصَّةَ الموتِ الرهيب
ليتني أقضي حياتي
أَهْرُقُ العمرَ سَكِيِب
في وصاياكَ وأحيا
بين أسرارِ الفِدَاء

وا حبيبي
وا حبيبي وا حبيبي

أيُّ حالٍ أنت فيه
من رآكَ فشجاكَ
أنت أنت المُفْتَدِي
وا حبيبي أيَّ ذنبٍ
حَمَّلَ العدْلُ بَنِيه
فَأَثابُوكَ جِراحاً

Ô mon bien aimé

Ô mon bien aimé, Ô mon bien aimé
Dans quel état en seras-tu
Te percevoir dans ta détresse
Toi le seul et unique Rédempteur
Ô mon bien aimé, quel crime as-tu commis
Pour que la justice punit
En offense, on t’a récompensé
Et meurtri de blessures qui ne seront jamais guéries

La nuit, dans le verger
Quand le Sauveur se prosterna
L’univers pria
A celui qui donna sens aux prières
Les oliviers se lamentaient
Les lèvres suppliaient
Ô mon bien aimé pourquoi iras-tu ?
Est-ce que la loyauté se livra ?

Ô mon bien aimé, coule en nous
Des flots de larmes torrentielles
Le cœur embrasé bouillant
Le malheur d’un cœur anéanti et brisé
Pour des péchés qui t’ont grièvement blessé
D’une manière persistante et perpétuelle
Si on pouvait passer nos longues nuits
Reconnaissant nos torts par des pleurs retenus
L’amour t’a poussé vers moi
Et tu as supporté les piliers de la croix
Tu as enduré le trépas fatal, pour moi
Si seulement je pouvais franchir ma vie
Submergé par un flux vital répandu
Me consumant dans l’obéissance de ta prédication
En vivant les mystères de la rédemption exaltée

Ô mon bien aimé, Ô mon bien aimé
Dans quel état en seras-tu
Te percevoir dans ta détresse
Toi le seul et unique Rédempteur
Ô mon bien aimé, quel crime as-tu commis
Pour que la justice punit
En offense, on t’a récompensé
Et meurtri de blessures qui ne seront jamais guéries

O beloved

O beloved, O beloved
What a sad state you are in
He who lays eyes on you would cry
You are the one and only Redeemer
O my beloved, what crime have you committed
So that justice punishes
They melted you with wounds
To which no healing would cure

When in the dark orchard at night
The Savior kneeled
The universe bowed and prayed
To he who gave meaning to prayers
Olive trees were weeping
The lips were begging
O my beloved why will you go
Is all loyalty lost?

O my beloved, flow through us
Streams of torrential tears
The fiery heart boiling
The misfortune of a shattered heart
For sins that have grievously hurt you
In a persistent and perpetual way
If only we could spend our long nights
Acknowledging our wrongs with restrained lament
Love brought you to me
And you bared the pillars of the cross
You endured the fatal demise for me
If only I could walk through life
Overwhelmed by a widespread vital flow
Consuming me in obedience to your preaching
Living the mysteries of exalted redemption

O beloved, O beloved
What a sad state you are in
He who lays eyes on you would cry
You are the one and only Redeemer
O my beloved, what crime have you committed
So that justice punishes
They melted you with wounds
To which no healing would cure

Ich danke Ali Chahrour, Chadi Aoun, dem Performance-Ensemble, Rolf C. Hemke, dem Kunstfest 2021 und dem Deutschen Nationaltheater Weimar.

Bremen, den 21.09.2021,
Wolfgang Barth
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Exposé: GARY IST KEIN COWBOY, Veronika Boutinova

Foto © Bernd Gruschwitz, Bremen
Veronika Boutinova, GARY ? CE N'EST PAS UN COWBOY ! ; pièce pour enfants, 2021 ; Übersetzung ins Deutsche: GARY IST KEIN COWBOY, Kindertheaterstück; Wolfgang Barth,13.05.2021
„Eines Morgens hatte ich eine Vision: Ein kleiner Junge trat in eine zur Bücherbox umgebaute Telefonzelle, öffnete ein Buch und flog weg. Aus diesem Bild wollte ich etwas machen, etwas wie einen Kurzfilm mit hellen, frohen Farben, in dem das Lesen ein Notausgang, eine Befreiung, ein Entkom-men sein sollte.“ (Veronika Boutinova)

Gary wächst in einer „bildungsfernen“ Familie auf. Sein Leben in der beengten Hochhauswohnung im sozialen Brennpunkt ist bestimmt vom Lärm und vom Gedränge, der Rücksichtslosigkeit und dem Egoismus der Geschwister und des Vaters, der Verzweiflung und Apathie der völlig überlasteten Mutter, dem von gesellschaftlichen Anstandserwartungen befreiten Pragmatismus der dementen Großmutter. Konflikte werden durch Schreien und Gewalt geregelt. Die Geschwister setzen sich gegen Gary mit Ellenbogen durch, beleidigen und demütigen ihn permanent. Die Schule spielt keine Rolle, dass Gary die Hausarbeiten macht, wird als Makel empfunden. Man geht nicht ans Meer, obwohl es zum Greifen nah ist, und man fährt auch nicht in die Berge. In diesem Umfeld gedeihen die Vorliebe für einfache, direkte Lösungen und der Rassismus. Der Hund Rexbeifuß wird abgerichtet, Menschen nicht weißer Hautfarbe als Feinde zu erkennen.

Der Fernseher läuft ohne Unterbrechung und zeigt Western. Nach dem Vorbild dieser Schwarz-Weiß-Welt hat der Vater die Familie strukturiert. Seine Kinder heißen (Butch) Cassidy, Clinty („Stwoud“), Calamity (Djeïne) und sind ihren historischen Banditen- und Filmvorbildern treu. Aber die Namen Lucky (Luke), das Baby, und besonders Gary (Coupeur), die Hauptperson, deuten eine andere Sichtweise an. Die Gerechtigkeit soll siegen und die Dalton-Brüder (der Vater und drei Geschwister) in ihren gelb-schwarzen Anzügen sollen in den Knast. Vorläufig aber gilt das Familenrecht: „Los, schieß! Und wieder ein Drecksindianer weniger, jawoll […] Und das müsste man auch mit den Arabern, den Schlitzaugen und den Bimbos machen!“

Gary sehnt sich nach der Stille und einem Platz für sich. Er sehnt sich nach Licht, Farben, dem Meer, den Bergen, er möchte wegfliegen. Von den Geschwistern im Regen und dem tristen Grau der Stadt auf dem Trottoir alleine gelassen, entdeckt er die zur Bücherbox umgebaute Telefonzelle, sein HIER, wo er Ruhe findet, entfliehen und denken und mit Hilfe der Stimme Angelas aus dem Telefonhörer, der Bibliothekarin, zur Mediathek finden und den Start in eine bessere Zukunft vorbereiten kann. Diese Welt gibt ihm Kraft, sich schon jetzt seinem Bruder Cassidy, der den Hund auf Asamoah losgelassen hat, zu widersetzen. Gary wird, seinem Namensvorbild entsprechend, für Gerechtigkeit sorgen. Nach seiner Regie wird am Ende Lucky mit rotglühendem Herzen in die Sonne reiten.

Das Stück richtet sich an Kinder ab sechs Jahren und Erwachsene. Während die Kinder die Geschehnisse vielleicht spontan als Spiegel eigener Erfahrungen wahrnehmen und im Lachen über die komischen Seiten und bei der Identifikation mit Gary, der sich wehrt, ein Stück Befreiung erfahren, setzen sich die Eltern mehr mit den düsteren Seiten der beschriebenen Wirklichkeiten auseinander. Das als Countdown zum Start in eine vielleicht bessere Zukunft durch Emanzipation konzipierte Stück, in dem im Kontrast von Hell und Dunkel, Farbe und Schwarz-Weiß, in vielen Wortspielen, fantasievollen sprachlichen Verschiebungen, Neologismen und poetischer Klanggestaltung Wirklichkeit abgebildet und der Ansatz von Veränderung sichtbar wird, soll Spaß und Freude bereiten und auch alberne Ausgelassenheit erlauben.

Lesungen im vom R. N.[1] regierten Calais, dem Wohnort der Autorin, deren Stücke von ihren Erfahrungen besonders mit den Auseinandersetzungen um die Flüchtlingskrise im „Jungle“ und danach geprägt sind, haben diese Möglichkeit bestätigt.

Wolfgang Barth, 15.06.2021

[1] Rassemblement National, früher FN (Front National)

Übersetzungen (Auswahl)

Porträt: Veronika Boutinova_D

Foto © Veronika Boutinova

Übersetzungen ins Deutsche durch Wolfgang Barth:
Veronika Boutinova, GARY ? CE N'EST PAS UN COWBOY ! ; pièce pour enfants,2021 ; Übersetzung ins Deutsche: GARY IST KEIN COWBOY,Kindertheaterstück; Wolfgang Barth,13.05.2021
Veronika Boutinova, GARANCE, pièce de théâtre jeune public, Editions La Fontaine, 04.03.2021, ISBN 2353610714; Übersetzung aus dem Französischen ins Deutsche: GARANCE UND DER ERDBEERMOND, Theaterstück für junges Publikum, © Wolfgang Barth, 02.05.2021  Info
Übersetzung aus dem Französischen ins Deutsche des illustrierten Kinderbuches Waël, Roi d‘Angleterre von Veronika Boutinova, mai 2017; Waël, König von England, illustriertes Kinderbuch © Wolfgang Barth, 21.05.2017, Manuskript; 04.10.2019: Veronika Boutinova, Emma Guareschi, Waël, Roi d‘Angleterre. Poésie documentaire pour la jeunesse, Éd. Une heure en été, ISBN 978-2490636037
Übersetzung aus dem Französischen ins Deutsche des Stückes Obligation de Quitter le Territoire Français von Veronika Boutinova, manuscrit, Calais 2014; Abschiebungsanordnung. Eine alternativhistorische Passionsgeschichte © Wolfgang Barth, 06.02.2017

Hinweis der Autorin an Herausgeber*innen:

Die Wege der Verlage sind unergründlich:

Tu m`édites ou tu hésites ?
Tu m’évites ou tu médites ?


[Veröffentlichst du mich oder zögerst du?
Gehst du mir aus dem Weg oder denkst du nach?]

Veronika Boutinova

Persönliche Daten und Informationen:

Stipendien – Residenzen – Auszeichnungen

  • Schreibresidenz in der Villa Yourcenar – Juli 2016 (Putréfiés [Verwest])
  • Beaumarchais-Stipendium – SACD – Juli 2016 (Le Cercle de craie calaisien [Der Kreidekreis von Calais])
  • Schreibresidenz in der Chartreuse de Neuville-sous-Montreuil – 2017 (Chartreuse)
  • Förderpreis Neue Talente des C.N.L. – Juni 2018 (Sara Jevo)
  • Schreibresidenz in der Motte castrale von Saint-Omer – Juli 2019 (Sara Jevo)
  • Schreibresidenz in der Chartreuse de Villeneuve-lez-Avignon – Februar 2020 (Sara Jevo)
  • Schreibresidenz in der Motte castrale von Saint-Omer – Juli 2020 (J’avais un vagin en forme de cœur [Meine Vagina hatte die Form eines Herzens])
  • Theaterförderung Artcena – Mai 2020 (Le Cercle de craie calaisien [Der Kreidekreis von Calais])
  • Theaterpreis PlatO 2021 (Gary ? C’est pas un cowboy ! [Gary ist kein Cowboy])
  • Förderstipendium der Région Hauts-de-France (titre provisoire: Herbe coupée, et bois brûlé / Portrait d’une étreinte [vorläufiger Titel: Geschnittenes Gras und verbranntes Holz / Portrait einer Umarmung])

Nach einer Promotion über tschechoslowakische Literatur verfestigt Veronika Boutinova ihr europäisches Profil, setzt ihre Forschungen über das zeitgenössische europäische Theater und das In-Yer-Face-Theater (Théâtre Dans Ta Gueule) fort und gibt Theaterunterricht. Die Autorin, die „das Strahlenbündel der Dunkelheit, das von ihrer Zeit ausgeht, direkt ins Gesicht trifft“ (Giorgio Agamben), fühlt sich durch die Gewalt herausgefordert und will deren Ursache bis auf den bitteren Grund nachgehen. In der Arte-Sendung „Metropolis“ vom März 2016 spricht die Autorin als Performerin, bildende Künstlerin und Fotografin über ihre Arbeit, in der sie die Spuren der Migration in der Grenzstadt Calais aufzeichnet.

Arte-Sendung "Metropolis", März 2016 0:37-5:17 Google Drive notwendig.

Veröffentlichungen

  • N.I.M.B.Y. (Lesung im Théâtre du Rond-Point 2010) / Dialogues avec un calendrier bulgare [Dialoge mit einem bulgarischen Kalender], (Festival de Rungis 2014 – A Mots Découverts), Editions L’Espace d’un instant, 2014
  • Calais Cul-de-sac [Sackgasse Calais], L’Harmattan, 2015
  • Décamper, de Lampedusa à Calais [Verschwinden. Von Lampedusa nach Calais], Sammelwerk, Editions de La Découverte, 2016
  • Poète… vos papiers ! pour Asli Erdogan [Ihre Papiere… Dichter! Für Asli Erdogan], Sammelwerk, Editions des Femmes, 2017
  • Waël, roi d’Angleterre [Waël, König von England], Illustré Jeunesse – Editions Une Heure en été, 2019
  • Sursum Corda, Roman, Editions Le Ver à soie, 2021
  • Garance, Editions La Fontaine, März 2021 (Endauswahl für den Preis des Lesekomitees Jugendliteratur der E.A.T. 2020)

Geplant:

  • Lettres européennes Manuel d’histoire de la littérature européenne [Europäische Literaturwissenschaft – Handbuch der europäischen Literatur], Sammelwerk mit einem Vorwort von Olga Tokarczuk, September 2021

Neue Aufführungen

L’Homme qui flotte dans ma tête [Der Mann, der in meinem Kopf treibt], Compagnie L’Embardée – März 2021 (Bourse du Nord, Schreibresidenz Villa Marguerite Yourcenar)

Le Cercle de craie calaisien, Compagnie Maskantête – Spielzeit 2021-2022 (Theaterförderung ARTCENA)

Gary? C’est pas un cowboy !, Compagnie Grizzli – Spielzeit 2021-2022 (Theaterpreis PlatO 2021)

Beiträge mit und über Veronika Boutinova

Hauptseite   Materialien   Übersetzungen

Portrait: Veronika Boutinova_F

Photo © Veronika Boutinova

 

Traduit vers l'allemand par Wolfgang Barth:
Veronika Boutinova, GARY ? CE N'EST PAS UN COWBOY ! ; pièce pour enfants, 2021 ; traduction vers l’allemand: GARY IST KEIN COWBOY,Kindertheaterstück; Wolfgang Barth, 13 mai 2021
Veronika Boutinova, GARANCE, pièce de théâtre jeune public, Editions La Fontaine, 04 mars 2021, ISBN 2353610714 ; traduction de la pièce de théâtre du français vers l’allemand : GARANCE UND DER ERDBEERMOND, Theaterstück für junges Publikum, © Wolfgang Barth, 02.05.2021  Info
Traduction en allemand du français du livre pour enfants illustré Waël, roi d‘Angleterre de Veronika Boutinova, mai 2017; Waël, König von England, illustriertes Kinderbuch © Wolfgang Barth, 21 mai 2017; 4 octobre 2019: Veronika Boutinova, Emma Guareschi, Waël, roi d'Angleterre. Poésie documentaire pour la jeunesse, Éd. Une heure en été, ISBN 978-2490636037
Traduction en allemand du français de la pièce de théâtre Obligation de Quitter le Territoire Français de Veronika Boutinova, manuscrit, Calais 2014; Ab­schiebungsanordnung. Eine alternativhistorische Passionsgeschichte © Wolfgang Barth, 6 février 2017

Avis de l’autrice aux éditeurs et éditrices:

Les voies des éditeurs sont impénétrables:

Tu m`édites ou tu hésites ?
Tu m’évites ou tu médites ?


Veronika Boutinova

Dates personnelles et informations:

Bourses – Résidences – Prix

  • Résidence d’écriture à la Villa Yourcenar – juillet 2016 (Putréfiés)
  • Bourse Beaumarchais – SACD – juillet 2016 (Le Cercle de craie calaisien)
  • Résidence d’écriture à la Chartreuse de Neuville-sous-Montreuil – 2017 (Chartreux)
  • Bourse de Découverte du C.N.L. – juin 2018 (Sara Jevo)Résidence d’écriture à la Motte castrale de Saint-Omer – juillet 2019 (Sara Jevo)
  • Résidence d’écriture à la Chartreuse de Villeneuve-lez-Avignon – février 2020 (Sara Jevo)
  • Résidence d’écriture à la Motte castrale de Saint-Omer – juillet 2020 (J’avais un vagin en forme de cœur)
  • Aide à la création de textes dramatiques Artcena – mai 2020 (Le Cercle de craie calaisien)
  • Prix PlatO 2021 – (Gary ? C’est pas un cowboy !)
  • Aide à la création de la Région Hauts-de-France (titre provisoire: Herbe coupée, et bois brûlé / Portrait d’une étreinte)

Après un doctorat sur la littérature tchécoslovaque, Veronika Boutinova affirme son européanité, continue ses recherches sur les dramaturgies contemporaines européennes, le In-yer-face drama et le Théâtre Dans Ta Gueule et enseigne le théâtre. Autrice qui „reçoit en plein visage le faisceau de ténèbres qui provient de son temps“ (Agamben), interpellée par la Violence, elle éprouve le besoin d’en gratter l’os. Performeuse, plasticienne, photographe qui garde trace de la situation migratoire dans la ville-frontière de Calais, elle parle de son travail dans l’émission „Metropolis“ d’Arte (mars 2016).

Émission "Metropolis" d’Arte (mars 2016) 0:37-5:17 nécessite google drive

Publications

  • N.I.M.B.Y. (Lecture au théâtre du Rond-Point 2010) / Dialogues avec un calendrier bulgare (Festival de Rungis 2014 – A Mots Découverts), Editions L’Espace d’un instant, 2014
  • Calais Cul-de-sac, L’Harmattan, 2015
  • Décamper, de Lampedusa à Calais, ouvrage collectif aux Editions de La Découverte, 2016 Poète… vos papiers ! pour Asli Erdogan, ouvrage collectif, Editions des Femmes, 2017 Waël, roi d’Angleterre, Illustré Jeunesse – Editions Une Heure en été, 2019
  • Sursum Corda, roman, Editions Le Ver à soie, 2021
  •  Garance, Editions La Fontaine, Mars 2021 (finaliste Comité Jeunesse E.A.T. 2020)

A paraître:

  • Lettres européennes Manuel d’histoire de la littérature européenne, ouvrage collectif préfacé par Olga Tokarczuk, septembre 2021

En création

L’Homme qui flotte dans ma tête, par la Compagnie L’Embardée – Mars 2021 (Bourse du Nord, résidence d’écriture Villa Marguerite Yourcenar)

Le Cercle de craie calaisien, par la Compagnie Maskantête – Saison 2021-2022 (Aide à la Création ARTCENA)

Gary ? C’est pas un cowboy !, par la Compagnie Grizzli – Saison 2021-2022 (Prix PlatO 2021)

Ouvrages bibliographiques

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