AUFRUF ZUR EINSENDUNG VON DEUTSCHSPRACHIGEN THEATERTEXTEN BIS 10.01.2018

EURODRAM – Deutschsprachiges Komitee

AUFRUF ZUR EINSENDUNG VON DEUTSCHSPRACHIGEN THEATERTEXTEN

 

EURODRAM ist ein europaweit agierendes Netzwerk, das den Austausch zwischen Übersetzer*innen, Autor*innen und der europäischen Theaterszene fördert.

Die unterschiedlichen Sprachkomitees stellen jeweils im Frühjahr eine Auswahl aus drei Texten zusammen – jahrweise alternierend geht es hierbei um Originaltexte und um Übersetzungen.

Für die Auswahl 2018 ist das deutschsprachige EURODRAM-Komitee auf der Suche nach im Original auf Deutsch verfassten Texten.

Die Texte dürfen nicht älter als fünf Jahre sein. Sie sollten bereits uraufgeführt, aber noch nicht nachgespielt oder in eine andere Sprache übersetzt worden sein. (D.h. es sollte eine endgültige Textfassung vorliegen, und die UA muss bis einschließlich 15.3.2018 stattgefunden haben.)

Wohnort und Nationalität der Autor*innen sind für die Ausschreibung nicht relevant.

 

Die Auswahl 2018 wird im April 2018 in Wien im Theater Drachengasse in szenischen Lesungen und Diskussionsrunden vorgestellt.

Einer der ausgewählten Texte wird in Kooperation mit dem Goethe-Institut im Rahmen seiner Übersetzungsförderung in eine andere Sprache des Netzwerks übersetzt.

In Anbindung an die Veranstaltung in Wien vergibt das Bundeskanzleramt Österreich außerdem ein Übersetzungsstipendium in Höhe von 1.300 Euro für die Übersetzung eines österreichischen Textes unter den Einsendungen.

 

Die Texteinsendungen können von den Autor*innen selbst oder von einem Verlag stammen, müssen aber die schriftliche Einverständniserklärung der Autor*innen bzw. Verlage enthalten, dass der Text für Lesungen im Rahmen von EURODRAM-Veranstaltungen kostenlos zur Verfügung gestellt wird.

Verlage bitten wir, selbst nicht mehr als drei Stücke einzusenden.

Interessierte Übersetzer*innen (Deutsch–Fremdsprache) können sich gerne mit Lebenslauf, Bibliografie und einer Arbeitsprobe um eine Kooperation bewerben.

 

Texteinsendungen und Bewerbungen nimmt die Koordinatorin des deutschsprachigen Komitees, Ulrike Syha, unter syha@gmx.net entgegen.

Einsendeschluss ist der 10.01.2018.

Die Veröffentlichung der Ergebnisse erfolgt Mitte März.

 

Gefördert durch / in Zusammenarbeit mit:

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Présentation Marcel Pagnol, Topaze, traduction W. Barth à la Foire du livre, Francfort 2017

Frau Jasmin Fischer (eine der beiden Verlagsleiterinnen MONS Verlag), Wolfgang Barth (Übersetzer) und Herr Axel Gottschick (Schauspieler) bei der Vorstellung der Übersetzung ins Deutsche des Theaterstücks von Marcel Pagnol, Topaze: 11.10.2017 Foto © André Rodini
Mme Jasmin Fischer (une des directrices des éditions MONS Verlag), M. Wolfgang Barth (traducteur) et M. Axel Gottschick (acteur) lors de la présentation de la traduction en allemand de la pièce de théâtre der Marcel Pagnol, Topaze, Foire du livre à Francfort, le 11 octobre 2017; photo © André Rondini

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Dans la tente aux lectures de l’Agora de la Foire du livre à Francfort, le 11 octobre 2017, a été présentée la nouvelle traduction en allemand de la pièce de théâtre Topaze de Marcel Pagnol . La première de la pièce a eu lieu à Paris, le 11 octobre 1928, au théâtre „Variétés“.

Le prospectus des éditions MONS Verlag note:

„Topaze, instituteur honnête et naïf à la pension Muche, est embarqué dans les manigances corrompues du brasseur d’affaires et conseiller municipal Castel-Bénac … Dans sa pièce d’actualité intemporelle, formidable et pleine d’humour, Marcel Pagnol fustige les us et coutumes de la ‘société’. Topaze, ‘comédie de caractères de tout premier ordre’, marque la percée internationale de l’auteur du théâtre Marcel Pagnol.“

Marcel Pagnol, Topaze, traduction en allemand Wolfgang Barth, MONS Verlag, ISBN 978-3-946368-38-0; www.monsverlag.de, commandes: bestellung@monsverlag.de

Version originale française: Marcel Pagnol, Topaze, © Marcel Pagnol 2004, Éditions de Fallois, ISBN 978-2-87706-516-0

J’ai beaucoup aimé traduire cette pièce. Elle est extrêmement drôle, et Marcel Pagnol porte un regard profondément humain sur tous ses personnages. Mais, surtout, la pièce, en s’appuyant sur un récit satirique acéré, décrit le fonctionnement même de notre société moderne: „Pour gagner de l’argent, il faut bien le prendre à quelqu’un.“ (Topaze, Édition de Fallois, p. 242).

Wolfgang Barth

résumé et analyse de la pièce par „Le livre d’après“

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Vorstellung Marcel Pagnol, Topaze, Übersetzung W. Barth auf der Frankfurter Buchmesse 2017

Frau Jasmin Fischer (eine der beiden Verlagsleiterinnen MONS Verlag), Wolfgang Barth (Übersetzer) und Herr Axel Gottschick (Schauspieler) bei der Vorstellung der Übersetzung ins Deutsche des Theaterstücks von Marcel Pagnol, Topaze: 11.10.2017 Foto © André Rodini
Frau Jasmin Fischer (eine der beiden Verlagsleiterinnen MONS Verlag), Wolfgang Barth (Übersetzer) und Herr Axel Gottschick (Schauspieler) bei der Vorstellung der Übersetzung ins Deutsche des Theaterstücks von Marcel Pagnol, Topaze; Buchmesse Frankfurt, 11.10.2017 Foto © André Rondini

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Im Lesezelt der Agora der Frankfurter Buchmesse wurde am 11. Oktober 2017 die Neuübersetzung ins Deutsche des Theaterstückes von Marcel Pagnol, Topaze vorgestellt. Die Première des Stückes fand am Theater „Variétés“ in Paris am 11. Oktober 1928 statt.

Der MONS Verlag schreibt in seinem Verlagsprospekt:

„Topaze, ein ehrenwerter und naiver Lehrer am Internat Muche, wird in die korrupten Geschäfte des Stadtrates Castel-Bénac verwickelt … In diesem zeitlosen Stück beschreibt Marcel Pagnol auf großartige und humorvolle Weise die Gepflogenheiten der sogenannten besseren Gesellschaft. Die ‘Charakterkomödie ersten Ranges’ bedeutete für Pagnol den internationalen Durchbruch als Dramatiker.“

Marcel Pagnol, Topaze, Übersetzung Wolfgang Barth, MONS Verlag, ISBN 978-3-946368-38-0; www.monsverlag.de, bestellung@monsverlag.de

Französische Originalversion: Marcel Pagnol, Topaze, © Marcel Pagnol 2004, Éditions de Fallois, ISBN 978-2-87706-516-0

Die Übersetzung hat mir großes Vergnügen bereitet, nicht zuletzt weil der Autor neben der unglaublichen Komik seiner Darstellung und dem durch und durch menschlichen Blick auf seine Figuren in der Satire unverändert richtige und klare Aussagen über die Funktionsweise unserer Gesellschaft trifft: „Wenn man Geld verdienen will, muss man es schon jemandem wegnehmen.“ (Topaze, a.a.O., S. 232).

Wolfgang Barth

Zusammenfassung und Analyse des Stückes bei „Le livre d’après“ [deutsche Übersetzung in Arbeit]

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Hauptversammlung EURODRAM 21.9. bis 24.9.2017 in Lissabon: Tagebuch Gilles Boulan

EURODRAM-Koordinatoren und einige Komitee-Mitglieder in Lissabon. – Foto: Marília Maia e Moura
EURODRAM-Koordinatoren und einige Komitee-Mitglieder in Lissabon. – Foto: Marília Maia e Moura

 

 

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Gilles Boulan, der Koordinator des französischsprachigen Komitees von EURDRAM hat über die Hauptversammlung Tagebuch geführt:

Das Hotel Sana Lisboa erhebt sich nicht weit vom Platz Marquis wie eine hohe Luxusfestung. Von meinem Fenster in der neunten Etage schaue ich zum letzten Mal über die Stadt im Stadtteil Baixa mit den zahlreichen Baukränen und dem Tejo, über dem am Grunde des Tales, das er in die Hügel Lissabons geschnitten hat, ein leichter Dunstschleier liegt. Beiderseits entfaltet sich auf den Höhen die Stadt mit ihren schönen, alten Wohnhäusern, ihren barocken Kirchen und den pittoresken Stadtvierteln… Links kann man trotz der Entfernung genau die Wehrmauern des Kastells und die über seinen Zinnen wehenden Fahnen erkennen. An seinem Fuße liegt das Theater Taborda, das der Blick vergeblich für einen letzten Gruß sucht.

Drei Tage sind seit unserem Eintreffen zu dieser vierten Hauptversammlung des Eurodram-Netzwerkes vergangen, und wie in den Jahren zuvor stellt sich die Frage, wie man von ihnen erzählen soll, wenn man mit einem Mindestmaß an Realismus den fleißigen Ernst unserer Treffen wiedergeben und sich gleichzeitig von der durchdringenden Poesie des Ortes leiten lassen will. Im frühen Morgenlicht fühlt man sich, ehrlich gesagt, eher vom vagabundierenden Geist, vom unverwechselbaren Parfum der portugiesischen Hauptstadt bestimmt. Man kommt also nicht umhin, vom Alfama-Viertel und seinen steil abfallenden Gässchen zu sprechen, vom glattgelaufenen Pflaster, das dem Abstieg Geschwindigkeit verleiht. Ein öffentlicher Fahrstuhl, den man nach zufälligem Herumstreifen endlich entdeckt, kann den langen, gewundenen Aufstiegsweg verkürzen. Die Beine danken es.

Wenn man all die Bilder, die sich einstellen, an sich vorbeiziehen lässt, muss man unbedingt auch von den berühmten roten oder gelben Straßenbahnen sprechen, die wie seiltänzerische Spinnen an ihren Stromabnehmern hängen und sich auf ihren Schienen durch die geschlungenen Gassen mühen. Jedes ihrer Fenster gibt dem frohen Gesicht eines Besuchers einen  Rahmen, stellt ihn in perfekter Reihe neben den nächsten, und schalkhaft entsteht das Bild eines Marionettentheaters. Das Verkehrsbild bestimmen auch schwarz-grüne Taxis und in langer Prozession Dreiräder, Lissaboner Verwandte der asiatischen Tuk-tuks, die auf der Suche nach touristischen Emotionen und vorprogrammierten Entdeckungen in großer Zahl durch das Labyrinth der volkstümlichen Viertel streifen. Geräuschlos fahren sie an heruntergekommenen Fassaden alter Wohnhäuser vorbei, deren Azuleiros[1] sich zum Teil schon lösen und deren schmiedeeiserne Balkongeländer schon Rost angesetzt haben. Graffitis und Tags machen sich auf dachlosen Ruinen alter Gebäude ohne Türrahmen breit.

In Erinnerung sind aber auch beeindruckende Bauwerke, die zu besichtigen die Zeit fehlt, oder das nüchtern weiß-schwarze Mosaik des Pflasters, das Gehsteige und Plätze schmückt und dessen spiegelnder Glanz bei Einbruch der Nacht den Eindruck erweckt, es hätte geregnet. Für die Liebhaber guter Küche sei auch an die Fischrestaurants erinnert, an gegrillten Fisch, die legendären Sardinen, den mit allen Saucen Portugals marinierten Kabeljau oder an die Pasteis de natas, jene Cremetörtchen, echte Spezialitäten einer jeden Konditorei der Stadt. In Lissabon, das steht fest, steigt man hoch oder man steigt runter und man läuft sich die Sohlen ab. Aber am Ende einer solchen Wanderung drängt sich nur eine Frage auf: Wie sollte man Lissabon nicht lieben?

Dieselbe Frage stellt sich auch für das Theater Taborda. Wie sollte man dieses unglaubliche Theater hoch am Hang nicht lieben, dessen Glasfronten sich über vier Etagen auf den Ebenen der Cafeteria und der Versammlungssäle auf das unerwartete Panorama der Altstadt hin öffnen? Wie nicht den Empfang genießen, den Maria und Carolina uns bereiten? Nach Pristina, Sofia und Istanbul freuen wir uns über das Wiedersehen und darüber, dass die Dinge sich gut entwickeln. Dass die geduldig zusammengeführten Energien (fast) ohne äußere finanzielle Unterstützung und unabhängig von den Institutionen ein wirkliches Netzwerk über die Grenzen hinweg aufbauen.

Donnerstag, 21. September

Gehen wir drei Tage zurück. Alles fängt im Aerobus an, ich treffe Jeton, den Koordinator des albanischen Komitees. Der Zufall wollte, dass wir im selben Flugzeug saßen und die Freundschaft, dass wir den weiteren Weg zusammen zurücklegten. Wir sind also im Aerobus, dem Flughafenshuttle, und entdecken ein modernes Stadtbild, das nichts mit den oben beschriebenen Bildern zu tun hat. Es ist beinahe 17 Uhr und wir werden wohl zu spät beim ersten Treffen der Hauptversammlung eintreffen. Vorher müssen wir ja noch das Hotel ausfindig machen, die Hotelformalitäten erledigen, unsere Koffer abstellen und mit Hilfe eines freundlichen Portiers ein Taxi finden. Dies nimmt uns durch ein mehr oder weniger steiles Straßenlabyrinth mit, setzt uns ab, und nun stehen wir etwas verloren vor der Tür eines Gebäudes, das auf den ersten Blick nicht wie ein Theater aussieht.

Die Versammlung hat vor geraumer Zeit begonnen, und jetzt ist gerade Pause. Deshalb haben sich alle Teilnehmer in die zwei Etagen tiefer gelegene Cafeteria begeben. Tee, Kaffee, Gebäck, Korbsessel, Raucherterrasse und Begrüßungen. Die einfache Freude des Sich-in-den-Arm-Nehmens und des Begrüßungslächelns. Dominique ist natürlich da, der Koordinator des Gesamtnetzwerks, unsere portugiesischen Gastgeberinnen Maria und Carolina und die Vertreter mehrerer Sprachenkomitees, die ich vielleicht nicht alle aufzählen kann: Wolfgang, Nicole und Henning vom deutschsprachigen Komitee, Frédéric vom italienischen, Hakan, unser Gastgeber des letzten Jahres in Istanbul, Lilach und Nohar vom hebräischen Komitee, Sarah vom englischen, Gergana und Vasilena vom bulgarischen, Amin vom arabischen und Tiana, die neue Koordinatorin des BCMS-Komitees[i]… Bestimmt habe ich jemanden vergessen. Nur Ulrike und Anna scheinen zu fehlen, sie kommen später.

Nach der Pause wird die Versammlung im großen und hellen Versammlungsraum fortgesetzt. Es geht darum, in knapper Form die in jedem Komitee gewählten drei Stücke des letzten Durchgangs vorzustellen. Jedes Komitee hat dafür fünf Minuten Zeit, es gibt zudem eine schriftliche Zusammenfassung. Auch die Auswahlmethoden sollen beschrieben, die Kriterien und eventuellen Schwierigkeiten erläutert werden. Natürlich reichen manchmal die fünf Minuten nicht oder es kommen auch Fragen auf. Dennoch zieht sich die Versammlung nicht in die Länge, denn das Abendprogramm zwingt zur Einhaltung der Zeiten.

Zunächst erwartet uns ein Willkommensbuffet in der Cafeteria. Hier kann man mit Freunden über mehr oder weniger wichtige Themen plaudern, vielleicht mehr als nötig den portugiesischen Weißwein genießen und sich durch die Fenster vom Stadtpanorama verzaubern lassen, in dem wir trotz Anstrengung unseren Weg hierher nicht sicher ausmachen können. Dann folgt in einem Saal der oberen Etage eine öffentliche Lesung. Drei Schauspielerinnen, darunter Maria, stellen Cinderella Ltd. vor, ein bulgarisches Stück von Gergana in der portugiesischen Übersetzung. Es fällt nicht leicht, dem fremden Sprachfluss zu folgen, aber die Energie der drei Vorleserinnen vermittelt Emotionen, zumal sie einige Requisiten einsetzen, die der Lesung einen spielerischen Charakter verleihen und auch vom Tisch aufstehen und dem Publikum Fotos von Frauengestalten zeigen. Die Sprachmelodie tut dem Ohr gut. Und obwohl man nicht wirklich etwas versteht, lässt man sich ohne Langeweile oder Bedauern gerne verführen.

Nach der Lektüre warten wir auf ein Taxi, das uns zum Hotel bringen soll, und da spricht uns ein junger Mann auf Französisch an: „Haben Sie etwas verstanden?“ Unsere Antwort überrascht ihn nicht und wir kommen ins Gespräch. Der junge Mann aus der Ukraine bereitet sich an der Lissaboner Universität auf seine Masterprüfung als Übersetzer vor. Lange Jahre seiner Kindheit hat er in Angola verbracht und dort das französische Gymnasium besucht, daher seine Kenntnis der drei Sprachen. Da er mit dem Auto des Vaters hierhergekommen ist, schlägt er uns freundlich vor, uns zum Hotel zurückzufahren. Und so erleben wir mit Hilfe seines Navis unsere erste nächtliche Spazierfahrt durch Lissabon.

Freitag, 22. September

Wir sind früh aufgestanden, uns erwartet ein langer Arbeitstag. Im Frühstücksraum im zweiten Untergeschoss des Hotels haben sich die Eurodram-KoordinatorInnen an zwei oder drei Tischen eingefunden, und nicht alle Gespräche sind rein professioneller Art. Der Raum ist überfüllt mit Touristen in Shorts und Sommerkleidung, das ständige Hin und Her der Kellner und das vielfältige Angebot in den gekühlten Vitrinen laden ein, uns einen kurzen Augenblick der Entspannung zu gönnen.

Weil wir ein bisschen Luft schnappen und die Stadt erfahren wollen, beschließen Frédéric und ich, zu Fuß zum Theater zu gehen. Eine gute halbe Stunde Gehzeit, wir gehen die Avenue de la Liberté in ihrer ganzen Länge hinunter.

Auf dem Platz Restauradores treffen wir Henning und seine Frau, die gerade aus einer Metrostation kommen. Aufs Geratewohl biegen wir in eines der kleinen Treppengässchen, die zum Castelo hochführen. Dieses Mal erscheint mir der Fußweg sehr viel einfacher als der von gestern, bei dem ich ganz die Orientierung verloren hatte.

Das erste Treffen am Morgen um 10 Uhr findet wieder im Raum von gestern statt. Heute geht es darum, wie die einzelnen Komitees arbeiten, was erreicht wurde und was nicht, um unterschiedliche Probleme, um Projekte und Erwartungen. Eine notwendige Bestandsaufnahme. Sie mündet in eine lange Diskussion darüber, was jedes Komitee tun muss und um die Möglichkeiten, sich im Netzwerk gegenseitig zu helfen.

Verspätete Mittagspause. Wolfgang hat ein kleines Restaurant im Barrio Alto ungefähr zwanzig Minuten zu Fuß vom Theater entdeckt und schlägt uns vor, uns hinzuführen. Er erklärt es uns so überzeugend, dass Frédéric und ich Lust haben, mitzugehen, obwohl wir wenig Zeit haben. Wir bedauern es nicht. Die Gaststätte ist eines jener unaufdringlichen Speiselokale, in dem nur Bewohner des Viertels, Arbeiter und Angestellte essen, und das Angebot ist reichhaltig und authentisch. Das Preis-Leistungsverhältnis ist unschlagbar günstig, und hier spüren wir wirklich, dass wir in einem anderen Land sind. Mit vollem Bauch marschieren wir zügig zum Theater zurück und dieses Mal ist der öffentliche Aufzug sehr willkommen.

Den ganzen Nachmittag setzen wir den Meinungsaustausch fort, aber wir wissen, dass wir den Raum um 19 Uhr für eine weitere Lesung verlassen müssen. Wir fassen uns kürzer, sind aber nicht weniger produktiv. Es geht hauptsächlich darum, wie wir das Netzwerk effektiver gestalten und ausweiten können: neue Komitees bilden, Austausch und Übersetzungen fördern, sich mehr um die weniger aktiven Komitees kümmern…

Meine Fähigkeit, all den Diskussionen auf Englisch aufmerksam zu folgen, ist jetzt doch stark in Mitleidenschaft gezogen und Viviane, die mich in der Cafeteria am Tresen erwartet, und ich beschließen, den Abend für uns zu nutzen und am Tejo entlangzuspazieren, auch wenn uns dort vielleicht einer der Werber für ein Restaurant abfängt. Und genau dies geschieht auch.

In der milden Nacht Lissabons gehen wir zurück zum Hotel. Auf dem Platz Rossio wird vor der Quelle und den schönen, beleuchteten Statuen eine Modenschau aufgebaut und am Teatro National Dona Maria kündigt ein Plakat die Aufführung von König Lear an.

Samstag, 23. September

Bei einem kurzen Gespräch in einem kleinen Bistro gegenüber dem Theater sage ich Dominique und Ulrike, dass ich an der Besprechung am Morgen über Finanzangelegenheiten nicht teilnehmen werde, weil ich unter vier Augen mit Amin sprechen möchte, der bei der Organisation seines arabischen Komitees einige Schwierigkeiten bewältigen muss. Amin nimmt die Einladung an und wir treffen uns in der Cafeteria. Wir versuchen herauszufinden, wie ich ihm helfen kann, wie wir in einigen Punkten Klarheit bekommen können und ich sogar versuchen könnte, arabischsprachige Texte zu finden. Die Hauptschwierigkeit liegt darin, dass viele Autoren aus dem Maghreb immer noch in französischer Sprache schreiben, um ein größeres Publikum zu erreichen und die Zensur zu umgehen, die in ihren Ländern häufig ein Hindernis darstellt. Unser Gespräch ist offen und heiter, man spürt nicht die Spannungen, die immer wieder bei der generellen Aussprache auftreten.

Dieses Mal ist die Mittagspause wirklich zu kurz, um noch einmal in unserer Arbeiterkantine im Barrio Alto zu Mittg zu essen und viele von uns entscheiden sich für das nächstgelegene Restaurant mit internationaler Bioküche. Zitronensaft und heißes Tabulé, Bedienung in Zeitlupe, etwas zurückhaltende, aber doch entspannte Stimmung. Ganz anders als die geschäftige Belebtheit des Vortages.

Die letzte Arbeitssitzung am Nachmittag befasst sich mit der nächsten Hauptversammlung, die auf Einladung von Lilach und dem hebräischen Komitee in Tel Aviv stattfinden soll. Und dann, vor einem Vortrag auf Portugiesisch und Englisch über Theaterübersetzung, der traditionelle Fototermin auf der Terrasse. Das Lächeln und die Gesichter spiegeln die allgemeine Zufriedenheit und die Freude der Mitglieder über die Fortschritte des Eurodram-Netzwerkes.

Dann schlendere ich noch einmal durch das Viertel, um noch einige Bilder für diese Chronik einzufangen. Die frische Luft des anbrechenden Abends weht unter den Bäumen an den hohen Burgmauern und den Kaffeeaussichtsterrassen in den milden Strahlen der untergehenden Sonne und alle Sprachen vermischen sich in der Trunkenheit entweder eines Vino verde oder einer lokalen Biermarke. Unten auf dem Tejo ertönt das Nebelhorn eines Kreuzfahrtschiffes und ruft seine Passagiere zurück an Bord. Unsere kleine Touristenrunde findet ihr Ende vor einem Teller mit gegrilltem Kabeljau bei romantischem Sonnenuntergangs-panorama im Restaurant Chapitô.

Der Abend geht weiter mit der Aufführung des Schauspiels Ela diz durch das Teatro da Garagem. Entscheidungsdialoge zwischen Mutter und Tochter. Die Titelüberschriften beschwören eine herb metaphysische Atmosphäre vor dem Hintergrund des Todes der Mutter. Ich weiß nicht warum, aber ich muss an Nathalie Sarraute denken. Eher aber noch an Marguerite Duras wegen der Wiederholung der Einbettung „Sie sagt“ bei jeder Aussage.

Zum Hotel geht es wieder zu Fuß zurück in Begleitung Sarahs, der englischen Koordinatorin.

Gilles Boulan

Übersetzung: Wolfgang Barth

[1] Azuleiros/Azulejos: Glasierte Wandkacheln in Portugal und Spanien

[i] BCMS: Komitee der bosnischen, kroatischen, montenegrinischen und serbischen Sprachen.

 

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Assemblée Générale EURODRAM du 21 au 24 septembre 2017 : Journal Gilles Boulan

 EURODRAM-Koordinatoren und einige Komitee-Mitglieder in Lissabon. – Foto: Marília Maia e Moura EURODRAM-Koordinatoren und einige Komitee-Mitglieder in Lissabon. – Foto: Marília Maia e Moura

EURODRAM-Koordinatoren und einige Komitee-Mitglieder in Lissabon. – Foto: Marília Maia e Moura

 

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Gilles Boulan, coordinateur du comité francophone d’EURODRAM résume l’Assemblée générale à Lisbonne:

L’Hôtel Sana Lisboa se dresse à la manière d’une haute forteresse de luxe non loin de la place Marquis de Pombal. De ma fenêtre au neuvième étage, je regarde pour la dernière fois la ville hérissée de grues et le Tage, enveloppé d’un léger voile de brume, tout au fond du vallon découpé dans les collines de Lisbonne par le quartier de la Baixa. De part et d’autre, sur ses hauteurs, la cité se déploie avec ses beaux immeubles anciens et ses églises ba- roques, ses quartiers pittoresques… A gauche, en dépit de la distance, on distingue parfaite- ment les remparts du Castelo et les drapeaux qui flottent au dessus de ses créneaux. A leur pied, se situe le Théâtre Taborda qu’on cherche vainement du regard pour un dernier salut.

Trois jours se sont passés depuis notre arrivée pour cette quatrième assemblée du réseau Eu- rodram et comme les précédentes années, la question demeure de savoir comment les racon- ter en respectant un minimum la studieuse réalité de nos réunions, tout en se laissant guider par la pénétrante poésie de son lieu de résidence. Et à vrai dire, sous cette lumière matinale, on se sent davantage porté par l’esprit de vagabondage, par le parfum si particulier de la ca- pitale portugaise. Alors, bien évidemment, on ne pourra pas éviter d’évoquer le quartier d’Alfama et ses ve- nelles en pente rapide, aux pavés si usés qu’ils en précipitent la descente. Un ascenseur pu- blic permet de s’épargner cet éventuel périple, lorsqu’au terme d’hasardeuses divagations,  on parvient à le repérer, au grand soulagement de ses jambes.

Dans un rapide tour d’horizon des images imposées, on ne ne pourra pas non plus éviter de mentionner les célèbres tramways rouges ou jaunes qui ferraillent dans les ruelles tor- tueuses, suspendus à leur perche comme de funambules araignées. A chacune de leurs fe- nêtres, se découpent les visages de visiteurs réjouis dont le parfait alignement évoque mali- cieusement un théâtre de marionnettes. A leur trafic, s’ajoute celui des taxis noirs et verts et la longue procession des tricycles, homologues lisboetes des touk-touks asiatiques, qui sillonnent en grand nombre le dédale historique des quartiers populaires en quête d’émotions touristiques et de découvertes programmées. Ils longent en silence les façades délabrées de vieilles habitations couvertes d’azuleiros en partie décollés et de balcons en fer forgé qui commencent à rouiller. Des graffitis et autres tags envahissent ça et là les ruines d’anciennes bâtisses déshabillées de leurs toitures et d’une partie de leurs huisseries.

Pour la mémoire, on évoquera quelques édifices remarquables qu’on ne prendra pas le temps de visiter ou les mosaïques de pavés, sobrement noirs et blancs, qui ornent les trottoirs et les parvis des places et dont le miroitement lustré fait penser qu’il a plu quand la nuit est tom- bée. Et puis, pour les gourmands, on mentionnera enfin les restaurants de poissons grillés, les iconiques sardines, les morues cuisinées à toutes les sauces du Portugal ou encore les pasteis de natas, ces tartelettes à la crème qui font figure de véritables spécialités pâtissières de la ville. A Lisbonne, c’est acquis, on monte et on descend et on use ses semelles. Mais au terme de sa déambulation  une seule question s’impose : comment ne pas aimer Lisbonne ?

La même question se pose concernant le Théâtre Taborda. Comment ne pas aimer ce théâtre incroyable perché sur quatre étages juste avec ses larges baies vitrées qui s’ouvrent, tant au niveau du bar qu’a ceux des salles de réunion, sur un panorama imprévisible de la vieille ville ? Comment, dans le même esprit, ne pas apprécier l’accueil qui nous est fait parMaria et Carolina? Comment ne pas se réjouir de se retrouver une nouvelle fois après Pristina, So- fia et Istambul et de constater que les choses avancent dans la bonne direction ? Que toutes ces énergies patiemment associées sont en train de construire un véritable réseau au dessus des frontières et cela sans moyens ou presque, en dehors de la mainmise des institutions ?

Jeudi 21 septembre

Mais revenons trois jours plus tôt. Tout commence jeudi dernier dans un Aérobus en com- pagnie de Jeton, le coordinateur du comité albanais. Le hasard a voulu que nous prenions le même avion et l’amitié que nous choisissions de poursuivre le chemin ensemble. Nous sommes donc dans l’Aérobus, la navette aéroportuaire de Lisbonne, et découvrons un pay- sage urbain moderne qui n’a rien de commun avec les images de la ville précédemment dé- crites. Il est près de 17h et d’évidence, nous serons en retard à la première réunion de l’AG. Avant de nous y rendre, il nous faut dénicher l’hôtel, régler les formalités hôtelières, dépo- ser nos valises et arrêter un taxi avec l’aide d’un souriant portier. Taxi qui nous emmène  dans un labyrinthe de ruelles plus ou moins escarpées et nous dépose, un peu perdus, devant la porte d’un bâtiment qui au premier regard, ne ressemble guère à un théâtre.

La réunion est commencée depuis un bon bout de temps et c’est l’heure de la pose. Laquelle a fait descendre toute l’assemblée de deux étages, au bar. Thé, café, pâtisseries, fauteuils en rotin, terrasse pour les fumeurs et échanges de salutations. Ce plaisir simple des accolades et des sourires de bienvenue. Il y a là Dominique, bien sûr, le coordinateur général, nos hô- tesses portugaises Maria et Carolina et les représentants de plusieurs comités que je crains de ne pas pouvoir tous nommer : Wolfgang, Nicole, Henning du comité allemand, Frédéric du comité italien, Hakan notre hôte à Istanbul, Andreas du comité grec, Lilach et Nohar du comité hébreu, Sarah du comité anglais, Gergana et Vasilena du comité bulgare, Amin du comité arabe et Tiana, la nouvelle coordinatrice du comité BCMS… j’en oublie sans doute. Il ne semble manquer qu’Ulrike et Anna qui nous rejoindront plus tard.

La pose étant finie, nous nous retrouvons dans la salle de réunion, pièce vaste et lumineuse, où se poursuit la réunion. L’objectif est de présenter rapidement la dernière sélection de trois pièces effectuée par chaque comité. Chacun dispose de cinq minutes pour s’acquitter de  cette tâche qui se double par ailleurs d’un document écrit. Mais le but est également de faire part de sa démarche, de ses éventuels critères de choix et des difficultés de réunir les textes quand ces difficultés se présentent. Alors, il peut se produire que les cinq minutes soient dé- passées ou que des questions émergent… Néanmoins la réunion ne s’éternise pas car le pro- gramme de la soirée impose le respect des horaires.

Il y a tout d’abord un repas de bienvenue organisé au bar sous forme de buffet. Occasion de bavarder avec quelques amis de choses plus ou moins importantes et d’apprécier, plus que nécessaire, le vin blanc portugais, tout en se laissant happer à travers les fenêtres par le pa- norama urbain où il reste difficile de repérer notre chemin. Cette aimable collation se pour- suit par une lecture publique dans un auditorium à l’étage supérieur. Trois actrices dont Ma- ria proposent de faire entendre Cindirella, une pièce bulgare de Gergana traduite en portu- gais. L’exercice de l’écoute est assez délicat mais l’énergie des trois lectrices communique une certaine émotion d’autant qu’elles se sont équipées de plusieurs accessoires pour rendre la lecture ludique et que régulièrement, elles se lèvent de leur table pour présenter à l’audi- toire des photos de personnalités féminines. La musique de la langue est plaisante à l’oreille. Et à défaut de comprendre réellement quelque chose, on se laisse agréablement séduire, sans ennui ni regret.

Après la lecture, nous attendons un taxi pour rentrer à l’hôtel quand un jeune homme s’adresse à nous en français: « Vous avez compris quelque chose ? » Notre réponse ne le surprend pas et une discussion s’engage. Ce garçon d’origine ukrainienne est étudiant à l’université de Lisbonne où il prépare un master de traduction. Il a vécu de longues années de son enfance en Angola où il a poursuivi ses études au lycée français, d’où sa connais- sance des trois langues. Disposant du véhicule paternel, il nous propose aimablement de nous reconduire à l’hôtel. Et il nous offre, pour l’occasion, notre première promenade noc- turne à Lisbonne avec l’assistance de son GPS.

Vendredi 22 septembre

Une longue journée de travail nous attend et nous nous sommes levés de bonne heure. Dans la salle de petit déjeuner, au deuxième sous-sol de l’hôtel, les coordinateurs Eurodram se sont répartis autour de deux ou trois tables et les conversations ne sont pas toutes profes- sionnelles. La salle de restaurant envahie de touristes en short et tenues d’été, le ballet in- cessant des serveurs et les comestibles disponibles dans les vitrines réfrigérées invitent à se ménager un court instant de détente.

Histoire de s’aérer et de bénéficier du paysage urbain, nous décidons avec Frederic de nous rendre au théâtre à pied. Une bonne demie heure de marche en empruntant sur toute sa lon- gueur l’Avenue de la Liberté.

Sur la place des Restauradores, nous retrouvons Henning qui sort d’une station de métro et en sa compagnie, nous rejoignons au jugé une des ruelles en escaliers qui grimpent vers le Castelo. A pied, l’itinéraire me semble beaucoup plus simple que ceux empruntés la veille et qui m’avaient désorienté.

La première rencontre de la matinée, programmée à 10 heures, a lieu dans la même salle de réunion. Il s’agit à présent de parler davantage du fonctionnement de chaque comité, de ce qu’il a pu faire ou non, de ses difficultés diverses, de ses projets, de ses attentes… Inven- taire nécessaire qui s’achève par une longue discussion sur les obligations de chacun et sur les possibilités d’entre-aide via le réseau.

Pause déjeuner tardive. Wolfgang a déniché un petit restaurant dans le Barrio Alto, à envi- ron vingt minutes de marche et propose de nous y conduire. Il nous vend si bien son affaire que, Frédéric et moi, sommes tentés de le suivre malgré le peu de temps dont nous dispo- sons. Nous ne le regrettons pas. L’établissement est un de ces bistrots sans prétention gas- tronomique, fréquentés uniquement par des travailleurs du quartier et la cuisine s’y montre aussi généreuse qu’authentique. Et le rapport qualité-prix est largement indiscutable, tout comme l’est notre dépaysement. L’estomac plein, c’est d’un bon pas que nous remontons jusqu’au théâtre et l’ascenseur public s’avère le bienvenu.

Les échanges se poursuivent durant l’après midi jusqu’à environ 19h car la salle doit être libérée pour une nouvelle lecture publique. Ecourtés, ils n’en sont pas moins productifs et portent principalement sur les moyens de dynamiser et d’étendre le réseau: créer de nou- veaux comités, favoriser les échanges et les traductions, concerner davantage les comités en sommeil…

Toutes ces discussions en anglais ont largement entamé ma capacité d’écoute et avec Vi- viane qui m’attend au bar du théâtre, je décide de m’éclipser pour aller marcher jusqu’au Tage et flâner dans le quartier de la Baixa au risque d’être alpagué par un rabatteur de res- taurant. Et c’est effectivement ce qui se produit.

Retour à pied à l’hôtel, dans la nuit tiède de Lisbonne. Sur la place Rossio, un défilé de mode se prépare au bord de la fontaine et de ses belles statues éclairées et Le Roi Lear est à l’affiche du Théâtre National Dona Maria.

Samedi 23 septembre

Au cours d’un bref échange avec Dominique et Ulrike dans un petit bistrot juste en face du théâtre, je les informe de mon intention de ne pas participer à la réunion de la matinée consacrée aux histoires de budget, afin de discuter en tête à tête avec Amin qui semble un peu perdu dans l’organisation de son comité arabe. Amin accepte l’invitation et nous nous retrouvons au bar. Nous essayons de voir ensemble comment je peux l’aider, préciser cer- tains points et même ouvrir des pistes pour essayer de dénicher des textes arabophones. Sa principale difficulté étant liée au fait que nombre des auteurs maghrébins continuent à écrire en français pour s’assurer une plus large écoute et pour déjouer la censure, fréquente dans leur pays. C’est une conversation sereine et franche, soulagée des tensions qui ne manquent pas de s’exprimer lors des échanges collectifs. Cette fois, la pause du déjeuner est vraiment trop courte pour envisager de redescendre dans notre cantine ouvrière du Barrio Alto et nous sommes nombreux à jeter notre dévolu sur l’établissement le plus proche qui donne dans la cuisine bio internationale. Jus de citron et taboulé chaud, service au ralentis, ambiance confinée et néanmoins détendue. Rien à voir avec l’animation travailleuse de la veille.

La dernière séance de l’après-midi est porte sur l’organisation de la prochaine assemblée générale, laquelle devra se tenir à Tel Aviv à l’invitation de Lillah et du comité hébreu.  Avant la tenue d’un débat, en portugais et en anglais, au sujet de la traduction théâtrale, ont lieu les traditionnelles séances de photo sur la terrasse. Et les sourires témoignent de la satis- faction générale et du constat effectué par chacun des progrès du réseau Eurodram.

Petite vadrouille dans le quartier, histoire de collecter quelques images pour alimenter cette chronique. L’air frais de la fin de journée s’écoule sous les arbres qui bordent les hauts murs du château et les terrasses en belvédère profitent des derniers rayons de soleil tandis que toutes les langues se mêlent dans l’ivresse toute relative d’un verre de Vino verde ou d’une bière locale. Tout en bas, sur le Tage, un paquebot de croisière jette un appel de corne de brume pour inviter ses passagers à rejoindre le bord. Une assiette de morue grillée au restau- rant du Chapitô avec panorama romantique et soleil couchant sur le Tage conclue cette échappée touristique. La journée se poursuit avec la représentation du spectacle Ella diz proposé par le Teatro da garagem. Un dialogue décisif entre une mère et sa fille, dont les surtitres en anglais tra- duisent l’âpreté et le caractère métaphysique sur fonds de mort maternelle. On pense à Na- thalie Sarraute, allez savoir pourquoi. Mais plus souvent à Marguerite Duras en raison de la répétition de la mention  « Elle dit » ajoutée aux répliques.

Le retour à l’hôtel se fera de nouveau à pied, en compagnie de Sarah, la coordinatrice an- glaise.

Gilles Boulan, septembre 2017

 

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EURODRAM Auswahl 2016 und 2017 im Theaterhaus G7 Mannheim, 22. und 24.06.2017

Theaterhaus G7 "Eine nicht umerziehbare Frau" mit Fiona Metscher, Regie: Inka Neubert, Musik: Johannes Frisch, Ausstattung: Linda Johnke Foto Thomas Troester
Theaterhaus G7 „Eine nicht umerziehbare Frau“ mit Fiona Metscher, Regie: Inka Neubert, Musik: Johannes Frisch, Ausstattung: Linda Johnke
Foto Thomas Troester

„Eine nicht umerziehbare Frau“von Stefano Massini
Mit: Fiona Metscher

Regie: Inka Neubert, Ausstattung: Linda Johnke, Musik: Johannes Frisch
Eine Reihe von Momentaufnahmen aus dem Inferno des tschetschenischen Krieges, eine Art Monument über das individuelle Leid der Menschen in Kriegssituationen, ein Abstieg durch den Schrecken, der zu einer Reflexion über die Freiheit der Presse und über den Beruf des Journalisten wird.

* Aus der Eurodram-Auswahl 2016 *

  1. Juni, 20 Uhr, Theaterhaus G7:EURODRAM – Die Auswahl 2017
    Moderation: Ulrike Syha, Henning Bochert und Christian MayerDie Jury von Eurodram wählt jedes Jahr drei herausragende Stücke in deutscher Übersetzung aus und am 24. Juni werden die drei Stücke der Auswahl 2017 bei uns in szenischen Lesungen (Ausschnitte) gezeigt:

     

    Alexander Manuiloff : „Der Staat“
    (aus dem Bulgarischen / Englischen von Hannes Becker)
    Eingerichtet von Sandra Schüddekopf.

    Ivor Martinić: „Drama über Mirjana und die Menschen um sie herum“
    (aus dem Kroatischen von Blazena Radas)
    Eingerichtet von Sandra Schüddekopf.

 

Simona Semenič: „sieben köchinnen, vier soldaten und drei sophien“
(aus dem Slowenischen von Urška Brodar)
Eingerichtet von Aurélie Youlia.

Spielort: Theaterhaus G7, G7, 4b, 68159 Mannheim
Kartenreservierung: 0621-154976 oder www.theaterhausg7.de

 

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Auswahl 2017 EURODRAM

Die Eurodram-Auswahl 2017 steht fest.

Das DEUTSCHSPRACHIGE KOMITEE hat sich in diesem Jahr für die folgenden Titel entschieden (in alphabetischer Reihenfolge):

Alexander Manuiloff:
„Der Staat“
(Aus dem Bulgarischen / Englischen von Hannes Becker)

Ivor Martinić:
„Drama über Mirjana und die Menschen um sie herum“
(Aus dem Kroatischen von Blazena Radas)

Simona Semenič:
„Sieben Köchinnen, vier Soldaten und drei Sophien“
(Aus dem Slowenischen von Urška Brodar)

Wir gratulieren den AutorInnen und ÜbersetzerInnen herzlich!

 

Wer das mit der Ausschreibung verbundene Übersetzer-Stipendium erhält, veröffentlichen wir in der kommenden Woche.

Die erste Veranstaltung mit der neuen Auswahl wird voraussichtlich am 23. bis 25. Juni in Mannheim im Theaterhaus G7 stattfinden. Dazu demnächst noch mehr.

Außerdem werden wir in den nächsten Wochen Artikel zu den einzelnen Titeln der Auswahl auf unserem Blog veröffentlichen.

 

Auch in diesem Jahr haben uns wieder viele Texte begeistert, die nicht alle einen Platz in unserer Auswahl finden können. Deswegen veröffentlichen wir wieder eine Liste unserer „Weiteren Empfehlungen“ (in alphabetischer Reihenfolge):

Lucie Depauw:
Dekompressionskammer.
(Aus dem Französischen von Wolfgang Barth.)

Julie Maj Jacobsen:
Abgefuckt.
(Aus dem Dänischen von Franziska Koller)

Koffi Kwahulé:
Misterioso.
(Aus dem Französischen von Heinz Schwarzinger.)

Jacques Probst:
Sturm über Eastbourne.
(Aus dem Französischen von Yves Raeber.)

 

Sollten Sie Interesse an einem der Texte haben, stellen wir gerne einen Kontakt her.

 

UND HIER FINDEN SIE DIE ERGEBNISSE DER ANDEREN EURODRAM-KOMITEES:

Bosanski/Crnogorski/Hrvatski/Srpski :
– Himmelweg, Huan Majorga (Juan Mayorga), sa španskog prevela Jasna Stojanović
– Ja sam vetar (Eg er vinden), Jun Fose (Jon Fosse), s norveškog preveo Radoš Kosović
– Jedini ja utekoh (Escaped alone), Keril Čerčil (Caryl Churchill), sa engleskog prevela Ivana Brozić
– Moja mama Kleopatra (Anyám, Kléopátra), Atila Bartis (Attila Bartis), s mađarskog prevela Xenia Detoni

Български (Bulgarian) :
– Каре (Els jugadors), Пау Мирò (Pau Miró), превод от каталонски Нева Мичева
– Нелегални помагачи (Illegale Helfer), Макси Обексер (Maxi Obexer), превод от немски Гергана Димитрова

Deutsch :
– Der Staat (The State), von Alexander Manuiloff, übersetzt aus dem Englischen von Hannes Becker
– Drama über Mirjana und die Menschen um sie herum (Drama o Mirjani i ovima oko nje), von Ivor Martinić, übersetzt aus dem Kroatischen von Blazena Radas
– Sieben Köchinnen, vier Soldaten und drei Sophien (Sedem kuharic, štirje soldati in tri Sofije), von Simona Semenič, übersetzt aus dem Slowenischen von Urška Brodar

Ελληνικά (Greek) :
– Heisenberg του Σάιμον Στίβενς (αρχική γλώσσα γραφής Αγγλικά) σε μετάφραση του Μενέλαου Καραντζά
Heisenberg, by Simon Stephens, translated from English by Menelaos Karantzas
– Το μικρό πόνι του Πάκο Μπεθέρα (αρχική γλώσσα γραφής Ισπανικά) σε μετάφραση της Μαρίας Χατζηεμμανουήλ.
Το μικρό πόνι (El pequeño poni), by Paco Bezerra, translated from Spanish by Maria Chatziemmanouil
– Η κοπέλα από το πρακτορείο ταξιδίων μας είπε ότι το διαμέρισμα έχει πισίνα του Πάμπλο Γκισμπέρτ (αρχική γλώσσα γραφής Ισπανικά), σε μετάφραση της Κυριακής Χριστοφορίδη
Η κοπέλα από το πρακτορείο ταξιδίων μας είπε ότι το διαμέρισμα έχει πισίνα (La chica de la agencia de viajes nos dijo que había piscina en el apartamento), by Pablo Gisbert, translated from Spanish by Kiriaki Christoforidi

English :
– Mihaela, the tiger of our town – A mockumentary play (Mihaela, tigrul din orașul nostru), by Gianina Cărbunariu, translated from Romanian by James Christian Brown
– A play with four actors and some pigs and some cows and some horses and a prime minister and a Milka cow and some local and international inspectors (Një shfaqje teatri me katër aktorë me disa derra me disa lopë me disa kuaj me një kryeministër me një milka e me disa inspektorë vendës e ndërkombëtarë), by Jeton Neziraj, translated from Albanian by Alexandra Channer
– Who is Mr Schmitt ? (Qui est Monsieur Schmitt ?), by Sébastien Thiéry, translated from French by Charlie Gobbett

Español :
– Ejercicio para rodillas fuertes (Ασκήσεις για γερά γόνατα), por Andreas Flourakis, traducida del griego por Marilena Paterianaki

Français :
– Good Bye Europa. Lost Words de Davide Carnevali, traduit de l’italien par Caroline Michel
– J’appelle mes frères (Jag ringer mina bröder), de Jonas Hassen Khemiri, traduit du suédois par Marianne Segol
– Notre classe (Nasza klasa), de Tadeusz Słobodzianek, traduit du polonais par Cécile Bocianowski

עִבְרִית (Hebrew) :
רכניץ (מלאך החנק) מאת אלפרידה ילינק תרגם מגרמנית חנן אלשטיין
– (Rechnitz), by Elfriede Jelinek, translated from German by Hanan Elstein
גנבים מאת דיאה לוהר תרגמה מגרמנית עינת ברנובסקי
– (Diebe), by Dea Loher, translated from German by Einat Baranovsky
איך אתה מספר את המשחק מאת יסמינה רזה תרגם מצרפתית ניר רצ׳קובסקי
– (Comment vous racontez la partie), by Yasmina Reza, translated from French by Nir Ratzkovsky

Magyar :
– Selection delayed due to force majeure – will be online soon.

Italiano :
– Every Brilliant Thing, di Duncan Macmillan, tradotto dall’inglese da Michele Panella
– Voglio un paese (Θέλω μια χώρα), di Andreas Flourakis, tradotto dal greco da Gilda Tentorio
– Se questo fosse uno spettacolo… (Kad bo ovo bila predstava…), di Almir Imširević, tradotto dal bosniaco da Elisa Copetti

Polski :
– Ja sam uszedłem (Escaped alone), Caryl Churchill, przekład z języka angielskiego Małgorzata Semil
– System Ponziego (Le Système de Ponzi), David Lescot, przekład z języka francuskiego Piotr Olkusz
– Jesień poddanych (Der Herbst der Untertanen), Nino Haratischwili, przekład z języka niemieckiego Iwona Uberman

Português :
– Totalmente Esquecer-te (Totally Over You), de Mark Ravenhill, traduzido do Inglês por Jorge Louraço Figueira
– Quero Um País (Θέλω Μια Χώρα), de Andreas Flourakis, traduzido do Grego por José António Costa Ideias
– O Padrão da Raça (Standard of the Breed), de John Steppling, traduzido do Inglês por Nuno Santos

Română :
– Căpcăuni (Les Ogres), Yann Verburgh, traducere din limba franceză de Eugen Jebeleanu
– Trucul lui Patrick (Patricks Trick), Kristo Šagor, traducere din limba germană de Ciprian Marinescu
– Hikikomori, Holger Schober, traducere din limba germană de Ciprian Marinescu

Shqip (Albanian) :
– Demoni nga Debar Maalo (Demonot od Debar Maalo), nga Goran Stefanovski, përktheu nga maqedonishtja Milena Selimi
– Lasicët (Lasice), nga Bojana Mijović, përktheu nga gjuha malazeze Shkelzen Maliqi
– Mihaela, tigresha e qytetit tonë (Mihaela, tigrul din orașul nostru), nga Gianina Cărbunariu, përktheu nga rumanishtja Ardian Ch. Kyçyku

Türkçe :
– Beklenmeyen Gece (The Way We Get By), yazan Neil La Bute, çevirinin yapıldığı dil İngilizce, çeviren Ceren Aksakal
– Kış Dönümü (Midwinter), yazan Zinnie Harris, çevirinin yapıldığı dil İngilizce, çeviren Rasim Erdem Avşar
– Kosovalı Peer Gynt (Peer Gynti nga Kosova), yazan Jeton Neziraj, çevirinin yapıldığı dil Arnavutça, çeviren Senem Cevher, Arnavutça’dan İngilizce’ye çeviren Alexandra Channer.

Украинский (Ukrainien) :
– Selection delayed due to force majeure – will be online soon.

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Bis 10. Januar: Aufruf Eurodram 2017

AUFRUF ZUR EINSENDUNG VON ÜBERSETZUNGEN FREMDSPRACHIGER THEATERLITERATUR

Das DEUTSCHSPRACHIGE KOMITEE nimmt in diesem Jahr wieder Übersetzungen von Theaterstücken ins Deutsche entgegen, die in dieser Übersetzung noch nicht aufgeführt oder veröffentlicht wurden. Ursprungssprachen können alle anderen europäischen Sprachen bzw. die Sprachen des angrenzenden Mittelmeerraumes und Zentralasiens sein. (Texte von Autoren / AutorInnen aus anderen Kontinenten können wir leider nur annehmen, wenn diese nachweislich ihren Lebens- und Arbeitsmittelpunkt im europäischen Sprachraum haben.)

Die Übersetzungen sollten nicht älter als fünf Jahre sein; pro Einsender nehmen wir einen Text entgegen. Die Texte können bei einem Verlag liegen, die Einsendung muss allerdings grundsätzlich durch den Übersetzer / die Übersetzerin oder den Autor / die Autorin selbst erfolgen. Von der Einreichung bereits in den Vorjahren eingesandter Texte bitten wir abzusehen.

Das DEUTSCHSPRACHIGE KOMITEE wählt aus den Einsendungen drei Texte aus, die dann im Frühsommer 2017 am THEATERHAUS G7 in MANNHEIM in szenischen Lesungen und Diskussionsrunden präsentiert werden, möglichst in Anwesenheit der Autoren / Autorinnen und Übersetzer / Übersetzerinnen.

Außerdem vergeben wir unter den Übersetzern der ausgewählten Texte ein Übersetzungsstipendium in Höhe von 1.000 Euro. Den zu übersetzenden Text wird der Übersetzer / die Übersetzerin in Absprache mit dem Deutschsprachigen Komitee aus den vergangenen Selektionen eines anderen EURODRAM-Komitees auswählen.

Texteinsendungen nimmt die Koordinatorin des Deutschsprachigen Komitees, Ulrike Syha, gerne unter syha@gmx.net entgegen.

Wir benötigen zunächst nur das (vollständige) Manuskript der Übersetzung. Weitere Unterlagen werden ggf. zu einem späteren Zeitpunkt abgefragt.

Einsendeschluss ist der 10.1.2017.

Im Original auf Deutsch verfasste Texte, die in einer Übersetzung in eine der anderen Sprachen des Netzwerks vorliegen, können bis zum 31.12.2016 an die Koordinatoren des für die Zielsprache zuständigen Sprachkomitees geschickt werden.

Die Adressen finden Sie unter: http://www.sildav.org/eurodram/comites-linguistiques

Bitte beachten Sie, dass die Modalitäten der einzelnen Komitees ggf. voneinander abweichen können.

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EURODRAM-Hauptversammlung in Istanbul 19-22 Mai 2016

Foto Istanbul

 

 

 

 

Flag_of_France.svg

©Foto: Adi Kuneva, Sofia. Leman Yildaz, Direktorin des 26. Istanbuler Theaterfestivals, spricht zu den gemeinsam versammelten EURODRAM- und FENCE-Mitgliedern.

Bericht von Gilles Boulan, Koordinator des französischsprachigen Komitees

Montag, 23. Mai, 11 Uhr. Nach zwei kühleren Tagen mit düsterem Himmel und geschlossenen Läden am Sonntag erwacht die Stadt Istanbul zu neuem Leben. Die Sonne zeigt sich wieder und der dichte Verkehr lässt schon den Gedanken an das Überqueren des Boulevards gefährlich erscheinen. Das Treiben auf der Straße und das Betrachten der Moschee von Sisli füllen die letzten Minuten meines Aufenthaltes in Istanbul aus. Den Zimmerschlüssel habe ich im Hotel Bade abgegeben. Ich sitze auf einer Caféterrasse in der Nähe, und während mein Tee kalt wird, bringe ich diese letzten Notizen zu Papier. Gleich werde ich Dominique und Clara treffen und wir fahren gemeinsam zum Flughafen.

Die zusammenfassende Chronik, die mit diesen Zeilen beginnt, ist ein vom Zufall geleitetes Tagebuch, in dem ich Eindrücke, etwas wirre Reflexionen und vereinzelte, mehr oder weniger gesicherte Erkenntnisse während meines Aufenthaltes gesammelt habe, wie es sich gerade ergab. Ich will sie auch gar nicht weiter überarbeiten und daraus einen wahrheitsgetreuen, chronologischen und objektiven Bericht erstellen. Sie sollen vielmehr zu einer Sammlung von mehr oder weniger bedeutenden Momentaufnahmen zusammenfließen, denn diese unstatthafte Nachlässigkeit passt  sehr gut zu meiner Stimmung an diesem Morgen, an dem die Koffer gepackt und die Erinnerungen noch nicht sortiert sind. Wir stehen also kurz vor der Abreise. Gibt es einen günstigeren Übergang, um von unserer Ankunft zu erzählen?

Die Ankunftshalle des Flughafens Atatürk war für mich immer mit einer persönlichen Erinnerung verbunden: Eine dichte und lärmende Menschenmenge war zum Flughafen gekommen um ausgewanderte Verwandte zu begrüßen, die Weihnachten zu Hause verbringen wollten. Nichts von all dem heute.  Der Ort wirkt angenehm, übersichtlich und weiträumig.  Man bewegt sich mühelos, und zahlreich vorhandene Geldautomaten stehen den Reisenden zum Geldeintausch zur Verfügung. Erste Bilder einer modernen Stadt, deren Beschreibung sich von Anfang an im Dilemma befindet zwischen orientalisch geprägten Binsenweisheiten aus einer vergangenen Zeit und unvermeidbaren, von den neuesten Nachrichten genährten Fantastereien. Wie könnte man behaupten, während eines so kurzen Aufenthalts auch nur irgendeine Wahrheit zu erfassen? Es ist niemals leicht das Gesicht eines Landes zu enthüllen. Es ist weder Puderzucker auf Lokums noch schwarzbetuchtes Kalifat, hier mit dem wenig glaubwürdigen Anstrich von Demokratie.  Man kann es kaum erahnen. Wie eine orientalische Tänzerin, die den Schleier nicht ablegt. Und Istanbul ist Istanbul, nicht die Türkei.

Auf dem Weg in die Stadt fährt man mit der U-Bahn zwischen riesigen Baustellen oder gerade fertiggestellten Neubauten durch die neuen Siedlungen, die sich seit einigen Jahren in das Ackerland zwischen Flughafen und Stadtzentrum fressen. An den Fenstern der Wohnblocks oder an den Baustellenfassaden entlang hängt in großer Zahl die Fahne der Türkei. Auch die Linienbusse und Dächer sind in gleicher Weise in Szene gesetzt. So muss sich schon jetzt die Frage stellen, die im weiteren Verlauf eine Antwort erfahren wird.  Heute ist der 19. Mai, der Nationalfeiertag.  Das wäre die logische Erklärung. Aber die Fahnen verschwinden nicht am nächsten Tag. Der Nationalismus der Regierung hat sich ihrer bemächtigt, sehr zum Verdruss jener, die in ihnen das Symbol der modernen Türkei nach dem Willen Mustafa Kemals sehen.

In diesem Augenblick… Die U-Bahn, die in den Tunnel unter den Hügeln eingetaucht war, stößt wieder ins Freie und fährt zur Überquerung des Goldenen Horns mit Schwung auf eine schmale Eisenbahnbrücke neben der Galatabrücke. Ja, in diesem Augenblick erscheint uns die mythische Stadt mit dem ganzen Zauber ihrer berühmten alten Moscheen, dem Galataturm und den Schiffen auf dem Bosporus. Und bevor wir wieder in die Tiefen der Erde eintauchen, beim kurzen Halt an der U-Bahn-Staion Haliç… ja, da haben wir wirklich das Gefühl in Istanbul angekommen zu sein.

In der Lobby des Hotels Bade mit ihrer durchaus etwas düsteren und imposanten Ausstattung sammelt sich eine kleine Gruppe von ungefähr zwanzig Personen um auszugehen.  Die riesige Drehtür in Bewegung setzen und im Café nebenan schnell eine Kleinigkeit essen, bevor wir ins Theater gehen. Wir sind ein wenig benommen von der Reise und brauchen einen Augenblick um unsere Freunde wiederzuerkennen. Welches Glück, uns wiederzusehen, uns nach einem Jahr Trennung und unzähligen Mails hin und her wieder zu treffen. Hakan, unseren Gastgeber, immer mit einem Lächeln trotz der großen Aufgabe, die unsere Ankunft für ihn bedeutet, Zohar, den man mit seinem Pilotenschnurrbart kaum wiedererkennt, Andreas, den Athener, unverändert jovial, Ulrike, ins Gespräch mit Jonathan vertieft, Neda mit leuchtend ukrainisch blondem Haar, Jeton, bei aller kosovarischen Gelassenheit stets zu einem kleinen Spaß aufgelegt… Ich habe nicht alle benannt.  Natürlich nicht. Es gibt auch einige neue Gesichter, die uns in den kommenden Stunden immer vertrauter werden.  Und viele Mitglieder von Fence, denen wir so nach und nach begegnen.

Die Büyükdere ist die Verlängerung der Halaskargazi cadessi, einer der wichtigsten kommerziellen Verkehrsadern der Stadt. Wir brauchen zu Fuß ungefähr zehn Minuten bis zum Hotel Marmara Sisli. Dort sind zwei Tagungsräume für die Treffen der beiden Gruppen reserviert.  Bei diesem kleinen Morgenspaziergang entdecken wir unter anderem einen hinter hohen Mauern und verbarrikadiertem Eingangstor versteckten griechischen Friedhof, ein französisches psychiatrisches Institut und das Kulturzentrum von Sisli Mediciyeköi. Trotz der Sonne an diesem Vormittag und der türkischen Beschriftungen sieht die Stadt mit ihren Hochhausglasfronten, ihren Modeläden, ihrem Verkehr, ihren Caféterrassen aus wie irgendeine andere moderne Großstadt. Die Frauen gehen, wie unsere Großväter gesagt hätten, „mit wehenden Haaren“ spazieren und Kopftücher sieht man in diesem Teil der Stadt eher selten. Die Minarette verstecken sich hinter den Fassaden der Hochhäuser, erdrückt von deren Höhe, und die vielen Taxis sind genauso gelb wie in New York. Aber in einer kleinen Nebenstraße ist ein Knoblauchhändler mit seinem Pferdewagen unterwegs und Laufboten befördern großräumige Lasten auf  kleinen Schiebewagen.

Im Untergeschoss des Hotels Marmara stehen eine Kaffeemaschine und einige Häppchen für die beiden Gruppen bereit, bevor sich diese trennen. Eurodram hat den Tagungsraum mit dem Namen „Bluetooth“ zugeteilt bekommen und beginnt mit einer Bestandsaufnahme zum Zustand der Komitees (Mitglieder, Schwierigkeiten, Perspektiven und andere Angelegen­heiten…). Etwas mehr als zwanzig Mitglieder sitzen um die in U-Form angeordneten Tische und es sind dreizehn Komitees vertreten, so viele wie nie zuvor. Deutlich am zahlreichsten sind die Vertreter des deutschsprachigen Komitees mit der Koordinatorin Ulrike und Wolfgang, Henning, Nicole … Beinahe genauso groß ist die bulgarische Delegation um Gergana. Zohar ist mit Lilach gekommen und repräsentiert das hebräische Komitee. Carolina begleitet Maria vom portugiesischen Komitee, und in Abwesenheit von Stéphane, dem Koor­dinator, sind Frédéric und Pino vom italienischen Komitee da. Es gibt auch zwei neue Komitees, das ungarische, vertreten und sogar mit Powerpoint vorgestellt durch Anna, und das arabische mit Amine aus Syrien, der heute in Paris lebt. Und um diese umfangreichen Tafelrunde der Theaterübersetzung herum haben sich natürlich die altvertrauten Teilnehmer dieser Treffen eingefunden:  Hakan (türkisches Komitee), Andreas (griechisches Komitee), Jeton (albanisches Komitee) und Dominique und Clara als Gesamtkoordinatoren und für das Maison d‘Europe et d’Orient.

Zwischen zwei Arbeitssitzungen bleibt wenig Zeit für das Essen. Die Autoren, Übersetzer und Koordinatoren sind ja zahlreich und teilen sich deshalb anarchisch auf mehrere Restaurants in der Nähe des Hotel Marmara auf. Überdachte Terrasse, viel Sonnenschein und Zusammenstellung des Mittagessens hinter einer Küchen-Klarsichtscheibe auf Wunsch. Ich entscheide mich für ein Spinat-Käse-Gratin mit Leberpfanne aus Armenien an Joghurtsoße. Köstlich. Das Fremde richtet sich oft auf unseren Tellern ein.

Die von den dreizehn Komitees ausgewählten Texte werden am Nachmittag vorgestellt. Was mich betrifft in einer hochriskanten Sprachübung auf Englisch mit Simultanübersetzung durch Hakan. Die Sitzung ist ja öffentlich, und so sind einige interessierte örtliche Theatervertreter gekommen und hören zu. Trotz der Begrenzung auf zwölf Minuten für jeden Vortragenden und der Entschlossenheit einiger zu präziser Kürze und trotz der wiederholten Hinweise Dominiques auf die Redezeit scheint die ziemlich erschöpfende, lange Vorstellung der beinahe vierzig Stücke kein Ende zu finden. Auch wegen der erdrückenden Hitze und der Verdauungsmüdigkeit zieht sich das hin.  Und dennoch steht Hakan diesen Übersetzungsmarathon durch. Aber wie geht es, genau genommen, dem Publikum? Das ist schwer herauszubekommen.

Vor der abgemachten Zeit für den Theaterbesuch vertreten sich Wolfgang, Amin und ich ein wenig die Beine auf dem Halaskargazi. Ohne festes Ziel, so wie man auch auf den Champs Elysées herumschlendern würde. Da klopft ein kleiner älterer Herr Amin freundschaftlich auf die Schulter und unterbricht seinen Redefluss. Amin dreht sich ein wenig überrascht um und erkennt einen seiner alten Nachbarn aus Damaskus, als er noch in Syrien lebte. Bewegt von diesem Wiedersehen fallen sich die beiden Männer in die Arme. Das ist ganz und gar unglaublich. Aber die augenblickliche Lage in Syrien macht ein solches Treffen erklärlicher und gleichzeitig noch emotionaler.

Im hinteren Teil der Einkaufspassage in einer gehobenen Wohnanlage zeigt ein in ein Theater umgewandeltes ehemaliges Kino im Rahmen des 20. Istanbul Tiyatro Festivali die Rebellion der Hunde von Oyun Salonu. Ein Mädchen mit blauen Haaren steht im Foyer hinter dem Tresen, und das mehrheitlich junge Publikum belegt laut plaudernd die aufgestellten Sessel. Lebhafte Konversation und Undergroundatmosphäre, seltsamerweise in verrauchter Luft, obwohl niemand raucht. Es ist der Vorprämierenabend und die meisten Zuschauer sind Freunde der Schauspieler. Auf der Treppe zum Theatersaal hinunter hakt ein junger Mann auf einer Liste die Angemeldeten ab.  Wir als ausländische Gäste müssen uns dem nicht unterziehen und können direkt zu unseren Sitzplätzen gehen, die einzeln durch Namens­schilder auf der Rückenlehne reserviert sind.

Im Stück kommt ein bourgeoises Ehepaar in Konflikt mit seinen Angestellten, natürlich auf Türkisch mit englischen Obertiteln. Der Textfluss ist schnell und die Übersetzungen sausen nur so über die Projektionsfläche, sodass man den Blick kaum abwenden kann und sich leicht den Hals verrenkt. Obwohl man manches nicht versteht und einige Fragen offen bleiben, kann man die Handlung einigermaßen fassen. Die vier Schauspieler geben mit großem Engagement alles für das Stück, und das auf offener Bühne ausgetragene Ballett der Holzrahmen in L-Form verändert das Bühnenbild und schafft recht faszinierend viele Handlungsräume. Mäßig gewagte Entkleidungsszenen und die im Titel und den Dialogen dargebotene Wut der Revolte beanspruchen Modernität und werden vom Publikum mit nachhaltigem Applaus honoriert.

Zurück im Hotel nach der Aufführung erleben wir ein weiteres Schauspiel: Der Vollmond flirtet am Himmel, den der stille Flug der Möwen mit einer Choreografie weißer Silhouetten  überzieht, mit der Spitze eines Istanbuler Wolkenkratzers.

Samstagmorgen. Der Tagungsraum „Infrarot“ des Marmara Hotels ist bis auf den letzten Platz besetzt und wir stellen Stühle dazu. Endlich treffen sich Eurodram und Fence für eine gemeinsame Sitzung zum Istanbuler Theaterfestival und zum zeitgenössischen türkischen Theater. Wir können mit der Festivaldirektorin und einigen türkischen Autoren, Dramaturgen und Regisseuren sprechen. Der Gedankenaustausch beginnt mit einer umfassenden Vorstellungsrunde, die eine gewisse Zeit in Anspruch nimmt. Immerhin kommen die Teilnehmer aus sehr verschiedenen Ecken der Welt von Schottland bis Tschechien, von den baltischen Staaten über die Vereinigten Staaten bis nach Palästina. Vielen Gesichtern sind wir schon begegnet, aber es ist schön, einigen anonym gebliebenen nun einen Namen zuordnen zu können. Obwohl es sich ja um einen ziemlich formellen und nüchternen Vorgang handelt, geht es dabei insgesamt schön locker und entspannt zu. Am Ende des Treffens wissen wir viel über die neueste Geschichte des modernen türkischen Theaters, über die wesentliche Rolle der Sponsoren bei der Finanzierung des Festivals (sogar ein Gasunternehmen hat die Geldbörse gezückt), über das von der Regierung gehätschelte neue Bild des islamischen Helden in Opposition zu den Heldenfiguren der türkischen Republik…

Während der Sitzung ergreifen vier türkische Autoren das Wort. Tüncer Cucenoglu mit gesetzter Stimme und der Autorität seiner weißen Haare. Mirza Metin, kurdischer Autor mit schwarzem, zerzausten Bart. Hasan Erkek, der perfekt französischsprachige, elegante, gebil­de­te Hochschullehrer. Und natürlich unser Freund Hakan, der wieder die Rolle des Über­setzers innehat.

Nach dem Mittagessen in denselben Restaurants wie am Vortag stellt Clara ein  europäisches Förderungsmodell und die Bedingungen dafür vor. Voller Energie setzt sie sich für das Projekt ein, geht auf die Details der Vorteile ein (kulturelle Vielfalt, Mischung von öffentlichen Institutionen und privaten Strukturen…) und verweist auf die derzeitigen Lücken bei Eurodram. So muss das Netzwerk noch für eine bessere Präsenz in den sozialen Netzwerken sorgen um den Kreis derer, die uns wahrnehmen, zu vergrößern, sich mit Part­nern zusammentun und die Vorhaben für jedes Komitee festlegen.

Der Abend ist ziemlich frisch geworden und der Himmel grau. Erste vereinzelte Tropfen klatschen auf den Anlegeponton. Wir warten an der Landungsbrücke von Kabalash auf die Fähre über den Bosporus, denn wir wollen im Kulturzentrum von Caddebostan ein Stück sehen. Die Stadt hat sich auf beiden Seiten des Bosporus mit derselben Vitalität ausgebreitet. Über den Hügeln in der Ferne erheben sich die hohen Funkmasten wie elek­trische Minarette. Trotz der Breite der Meerenge befinden wir uns hier im Stadtzentrum, aber man spürt die grau-grüne Nähe des Meeres, und furchtlose Kormorane stürzen sich zwischen den Schiffen ins Wasser. Ein Fence-Mitglied berichtet, dass er, als er am Vorabend zu einer Aufführung fuhr, spielende Delfine um die Fähre herum gesehen hat. Ich weiß nicht warum, aber man denkt an die Argonauten, die auf der Suche nach dem goldenen Vlies den Meeres­arm zum Schwarzen Meer hochfahren.

Das Theater liegt im vierten Stockwerk eines beeindruckenden gläsernen Gebäudekomplexes, in dem sich auch Mehrzweck- und Ausstellungsräume und eine Kinoetage mit mehreren Sälen und Popcorntresen befinden. Ein Theater mit tausend Plätzen in der vierten Etage!  Und es ist nicht das einzige. Im Gegensatz zum Stück am Abend zuvor hat diese Generalprobe zur Aufführung der Drei Schwestern  nicht den gesamten Freundeskreis ins Theater gelockt und im Parkett sitzen etwa dreißig Gäste. In der Adaption gibt es nur noch die Hauptrollen Olga, Maša und Irina, die in eine Art Quarantäneaquarium eingesperrt sind, aus dem sie sich befreien wollen. Die sehr modernistische Inszenierung des Mazedoniers Aleksandar Popovski steht nicht im Dienst des Textes von Tschechow, auch wenn uns all seine Worte über die Lektüre der englischen Übertitel in ihrem melancholischen Klang erreichen. Trotz der ordentlichen Energie der Schauspielerinnen kommt man nicht umhin einzugestehen, dass man sich ein wenig langweilt.

Der Rückweg zum Hotel geht über eine andere Fähre. Es ist die letzte der Nacht und wir erreichen sie nur noch mit einem kleinen Sprint. Die Fahrroute Richtung Eminönü führt an der Küste mit ihren angestrahlten Sehenswürdigkeiten entlang. Ein magischer, unersetzlicher Anblick, den keine Fotografie je in seiner ganzen Pracht wird erfassen können. Ein leichter Regen fällt auf die Landungsbrücke von Galata. Dort ist das lebhafte Treiben auf den Terrassen trotz der aufgekommenen Frische noch lange nicht vorbei. Der nächtliche Spaziergang, eine Art touristische Flucht in Postkartenbilder, ist es ganz und gar wert, diese drei Schwestern und ihre düsteren Gemütszustände ertragen zu haben.

Sonntagmorgen. Ein letztes mehr oder weniger informelles Treffen zum Auf-Wiedersehen-Sagen und für eine Bilanz dieser drei dichten Tage beschäftigt uns für einen Teil unseres Vormittags.

Für mich auch die Gelegenheit, mit Jeton einen Kaffee zu trinken und mit Andréas und einer englischen Autorin zu frühstücken, die mir gesteht, dass sie ihr Französisch noch weniger beherrscht als ich mein Englisch. Das beruhigt mich ein bisschen, aber so recht stolz macht es mich nicht.

Den freien Sonntagnachmittag nutzen Clara, Dominique und ich zur Besichtigung der unumgänglichen Touristenattraktionen, Hassan Erkek führt uns. An erster Stelle die Hagia Sophia. Es erwartet uns eine positive Überraschung: Wir können hinein ohne anzustehen, vorhersehbare Folge der Attentate der letzten Monate und des Niedergangs der Touristenzahlen. In der blauen Moschee ist an diesem Sonntagnachmittag sehr viel mehr los. Die Frauen werden aufgefordert, Kopftücher zu tragen und unförmige lange Röcke, die am Eingang ausgegeben werden. Die Yerebatan-Zisterne, diese riesige unterirdische Baslika, in der eine eindrucksvolle Stille herrscht. Die Karpfen gleiten still im Dunkeln zwischen den Säulenreihen und die Medusen aus Stein schweigen und bewachen bis in alle Ewigkeit die alten Wasserreserven des antiken Konstantinopel. Und dann der große Basar um ein bisschen einzukaufen und aus Freude am Flanieren.

Letztes Abendessen im Restaurant Mangiamo, der heimlich-offiziellen Abendkantine dieses Eurodram-Fence-Treffens. Im Fernsehen spielt die türkische Nationalmannschaft gegen England. Einige Engländer um Jonathan und natürlich mehrere Türken schauen zu. Die Türkei verliert gerade, und obwohl Hakan betont, dass es ein wichtiges Spiel ist, macht sich keiner so richtig Sorgen. Es geht um etwas anderes. Um das, was sich hier von Treffen zu Treffen herausbildet: dieses Netzwerk Eurodram, das immer größer wird und dessen dritte Hauptversammlung an den Toren Europas und des Orients eine sehr symbolische Bedeutung hat.

Letzter Vormittag, letzter kleiner Spaziergang, dann gebe ich meinen Schlüssel ab. Auf dem berühmten Taksim-Platz sieht man keine Menschenseele. Aber sehr viele Polizisten und zahlreiche große Limousinen mit abgedunkelten Scheiben. Wegen eines weltweiten Gipfel­treffens ist der Platz hermetisch abgeriegelt. Ohne die offizielle Ansteckplakette kommt man nicht hin. Sie haftet am Oberkörper einiger gut frisierter Herren und junger Damen im Kostüm, die stolz auf ihr Aussehen sind. Auf den Bürgersteigen aber wachen Zivilpolizisten, sie sehen Chefchauffeuren zum Verwechseln ähnlich.

Nun sitze ich wieder auf der Terrasse des Cafés gegenüber der Moschee von Sisli und bringe die letzten Notizen dieser Chronik zu Papier, während sich die Sonne wieder zeigt und mein Tee kalt wird.

Gilles Boulan, Mai 2016
Übersetzung ©W. Barth Mai 2016

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TERMINE EURODRAM deutschsprachiges Komitee

Die nächsten Termine bei EURODRAM

24. Juni 2017 – EURODRAM zu Gast am Theaterhaus G7 / Mannheim

Szenische Lesungen und Diskussionsrunden

In Anwesenheit der Autoren Alexander Manuiloff (Bulgarien) und Ivor Martinic (Kroatien) und der Übersetzerinnen Blažena Radas (Kroatien / Deutschland) und Urška Brodar (Slowenien).

Einrichtung der Lesungen: Sandra Schüddekopf, Aurélie Youlia.

http://tig7.de/?p=7435

19. – 22. Mai 2016 – JAHRESVERSAMMLUNG DES NETZWERKS

Istanbul, Türkei

2. April 2016, 11.30 Uhr – DIE AUSWAHL 2016 (Lesungen & Gespräche)

im Rahmen des “4+1”-Festivals am Schauspiel Leipzig

Einrichtung der Lesungen: Inka Neubert, Sandra Schüddekopf, Katharina Stalder

Es lesen: Mitglieder des Ensembles des Schauspiel Leipzig sowie Anna Schmidt und Anjorka Strechel

Moderation: Ulrike Syha und andere Komitee-Mitglieder

http://www.schauspiel-leipzig.de/buehnen/4-1/

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