Gilles Boulan, Le Chemin de la maison,ISBN 979-10-92143-01-0 © éditions de l’Aiguille, 2013 ; Übersetzung aus dem Französischen ins Deutsche © Wolfgang Barth, Der Weg zum Haus, März 2017, www.vieuxloup.de; EXPOSÉ, 05.12.2018
„Das Haus ist schöner
als der Weg zum Haus.“
Mahmoud Darwish
Exposé: Gilles Boulan, Der Weg zum Haus
Gilles Boulan, der Autor des Stückes, schreibt in einer kurzen Zusammenfassung:
„Als sie ihr schönes Haus in Palästina 1948 verließen, vertraute ihm die Mutter den Schlüssel an und nahm ihm das Versprechen ab, gut darauf aufzupassen. Damals war er noch ein Kind und wusste nicht, dass dies ein endgültiger Abschied war. Mehr als ein halbes Jahrhundert später beschließt der Schriftsteller, der jetzt in Frankreich wohnt, sein Versprechen einzulösen und wie Odysseus den Heimweg anzutreten. Er weiß nicht, was aus dem Haus geworden ist und ob es noch steht. Die schwere Last des Schlüssels lässt die Sirenen der Flughafenkontrolle aufheulen.“
Inhalt des Stückes ist diese Rückkehr in Stationen, die sich an der Odyssee orientieren. Es vermittelt Informationen nicht nur auf der inhaltlichen Ebene aktueller gesellschaftspolitischer und geschichtlicher Ereignisse, sondern gelangt über die metaphorischen Bilder, den lyrischen Ausdruck und die traumhaft anmutende Handlungsentwicklung zu einer allgemein menschlichen Aussagedichte. Der Zauber der Sprache trägt alles, und man versteht vor dem mythologischen Hintergrund am Beispiel des großen palästinensischen Dichters, der die Heimreise antritt, mehr, was „der Weg zum Haus“ für das Volk, dem er angehört, aber vergleichbar auch für alle anderen, die ihre Heimat verlassen mussten, bedeutet.
Am Ende steht keine Rückübernahme des Besitzes, sondern der Respekt vor der neuen Bewohnerin. So kann sie dem Fremden mit Zuneigung entgegentreten und beide gelangen zu einem solidarischen Verständnis füreinander. Das Stück erweist sich der Weisheit seines Protagonisten weitab jedes manichäistischen Schwarz-Weiß-Denkens für würdig, und so manche/r wird erraten, welches reale Vorbild es beseelt.
Wolfgang Barth, 5.12.2018
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